Das ist Sparta !!!

Spartan Race Trifecta Weltmeisterschaft November 2018

by Gregor Cohnen

 

Sparta, Griechenland – Seit ich Kind bin hat kein Ort meine Phantasie mehr beflügelt als Sparta. Schuld daran ist ein Bilderbuch das mir meine Eltern mit 8 oder 9  Jahren schenkten. In dem Buch kämpfte Menelaos, Koenig von Sparta um seine Helena in Troja, einige Seiten weiter stoppte der legendäre König Leonidas mit nur 300 Kriegern das riesige Heer seines persischen Widersachers Xerxes bei den Thermopylen, opferte dabei sich und seine Truppe und ging konsequenterweise in die Geschichte und damit mein Bilderbuch ein.

Einige historische Fakten zu Sparta

  1. Die Spartaner, welche ursprünglich aus dem Norden Griechenlands stammen, begriffen sich als direkte Nachfahren des antiken (mystischen) Helden Herkules
  2. Sparta ist aus der antiken Geschichte vor allem fuer seine militärischen Erfolge zwischen ca. 550 bis 380 v.C. bekannt, Grund dafür ist das erste stehende Berufsheer der Geschichte
  3. Sparta war damals vermutlich eine sehr moderne und freiheitliche Gesellschaft mit Gleichstellung zwischen Mann und Frau und politischer Gewaltenteilung
  4. Das Leben in Sparta war in eher “losen” Familien-verbänden und vor allem in Vereinen/Clubs (Syssitia) organisiert, zu denen man lebenslang zugehörte und mit denen man einen Grossteil der Tage verbrachte (Anmerk. des Autors: Ähnlich wie beim OCR Munich)
  5. Spartaner gingen keiner Erwerbstätigkeit nach, man konzentriere sich schwerpunktmäßig auf Ausbildung, Freizeitaktivitäten und den Militärdienst
  6. So waren Spartaner beispielsweise auch als Dichter, Sänger, Geschichtenerzähler und selbst Komiker im alten Griechenland sehr angesehen
  7. Der Begriff “lakonisch” in unserer Sprache leitet sich aus dieser Zeit von der Provinz Laconia ab (in der Sparta liegt) und beschreibt den trockenen Humor welcher den alten Spartanern nachgesagt wird
  8. Die Quelle des wirtschaftlichen Einkommens lag in der Nachbar-Provinz Messina, welche Sparta erobert und unterworfen hatte und deren Einwohner (Heloten) einen grossen Anteil ihrer Erzeugnisse an Sparta abgeben mussten
  9. Der Untergang Spartas um 370 v.C. hängt dann auch direkt damit zusammen, die Messiner hatten sich kurzerhand mit Spartas Erzrivalen Athen verbündet und somit der Stadt die wirtschaftliche Grundlage entzogen

Quelle: Paul A Rahe, The Spartan Regime, Yale University Press 2016

Mit nicht ganz so dramatischen Absichten stehen wir 20 vom OCR Munich nun unter der überlebensgroßen Statue dieses Leonidas fast 2.500 Jahre später (!) in der Innenstadt des neuen Sparta mit der Absicht an der Spartan Race Trifecta Weltmeisterschaft teilzunehmen.

Das es eine von drei Weltmeisterschaften im Spartan Race Format in 2018 ist (neben Lake Tahoe und Island) ist fuer mich erstmal nicht so wichtig und die notwendige Qualifikation eines Trifectas in den vergangenen 12 Monaten habe ich leicht erreicht. Als 2017 das erste Mal ein Spartan Race in Sparta veranstaltet wurde, war mir klar das ich unbedingt meinen Lieblingssport an diesem speziellen Ort ausüben muss, auch wenn es mit Kosten und Aufwand einer kleinen Urlaubsreise verbunden ist. Unser Team hat dem Event lange entgegen gefiebert, Reisepläne wurden geschmiedet und vor allem dank des hervorragenden Organisationstalents von Miri und Olli mehr als exzellent umgesetzt. So reisen einige von uns zusammen mit einem VW Bus von Athen in 3 Stunden auf den Peloponnes, überqueren den beeindruckenden Kanal von Korinth und wohnen in einem Hotel mitten in der Innenstadt von Sparta. Das Joe de Sena, Gründer von Spartan Race und Jonathan Albon (amtierender Weltmeister und er wird die Trifecta WM 2018 mit einer herausragenden Leistung gewinnen) im gleichen Hotel wohnen stört mich beim Frühstück nicht.

Unsere grosse Vorfreude auf den Event wird bei weitem übertroffen, selbst wenn man bereits an vielen Spartan Races teilgenommen hat. Hier in Sparta hat eine kleine, eigentlich verschlafene Stadt von 16.000 Einwohnern eine internationale Gemeinschaft aus Athleten, Familien und den Mitarbeitern des Veranstalters von schätzungsweise 3.500 Besuchern unvorstellbar herzlich aufgenommen und Ihnen faktisch die Stadt fuer das Wochenende überlassen. Die unglaubliche Herzlichkeit, Offenheit und Freude der ansässigen Spartaner wird fuer mich vielleicht die schönste Erinnerung bleiben. Auch die Weltmeisterschaft stellt sich dann doch als ein sehr besonderes Format heraus, die internationale Community reicht bis zu Nationen wie den Malediven, Montenegro oder Neuseeland. Auch beeindruckt mich zu sehen, wie Top Athleten den Kurs bewältigen, den ich wenige Stunden später deutlich langsamer laufen darf. Um Yogi Berra zu zitieren: “Beim Zugucken kann man viel Beobachten”. Am ersten Abend gibt es einen Umzug der Nationen, bei dem ich (danke Annette) die Flagge fuer Deutschland tragen darf. Ich gebe zu das rührt mich mehr als ich gedacht habe und ich versuche die Aufgabe so würdevoll wie möglich auszuüben.

Die Rennen an sich sind eine klassische Trifecta Anordnung aus Super Distanz über 18 km und Sprint von 8 km am Samstag gefolgt vom sprichwörtlichen Beast am Sonntag hier mit 30 km eher am oberen Ende der Distanz. Der Kurs ist wunderschön und sehr gut geplant. In allen drei Renndistanzen wird man aus dem Ort durch das antike Sparta geführt (Laufen ist auf dem ersten Kilometer aufgrund der historischen Bedeutung der Strasse untersagt – Akteure in nachgebildeten Hopliten Rüstungen sorgen fuer gemäßigtes Tempo) um dann bald dem Flusslauf des Evrotas über viele Kilometer zu den nahegelegen Bergen zu folgen. Besonders schön sind die Passagen durch endlose Orangen- und Olivenhaine, der Versuch hiervon zu probieren drängt sich auf. In der Beast Distanz sind 1.000 Höhenmeter im Osten von Sparta in den Ausläufern des Parnon Gebirges zu bewältigen, wobei die Anstiege weniger steil sind als vergleichsweise in Oberndorf. Die deutlich höheren Berge des westlich liegenden Taygetos Gebirge (bis 2.400 m hoch) werden wohl fuer Rennen in den kommenden Jahren aufgespart. Es ist warm und trocken und bei 28 Grad tut das Wasser des Fluss gut, so das es auch nicht stört das viele der üblichen Hindernisse kurzerhand in den Fluss verlegt worden sind. So sind einige Walls, ein Speerwurf und die dazugehörigen Burpees im Fluss zu absolvieren. Lustig ist der Wire Crawl mitten im Fluss, bei dem man wie ein Krokodil unter den Drähten durchtreiben kann. Den Anspruch einer Weltmeisterschaft merkt man vor allem an dem Gewichten und der Längen der Carries (wie bereits in USA ausgekundschaftet) was mich gewaltig fordert. Ankerkette, grosse Steine, Sandsack, Bucket und dann noch ein kleiner Ziegel der über mehrere Kilometer mitgeführt werden muss sind hier zu bewältigen. Mein Verdacht das hier jemand günstig Steine in die Berge transportieren lässt bestätigt sich nicht, aus den Ziegeln wird ein Spartan Race Logo in die Berge gemauert. Auch schwerer geworden sind die Monkey Bars, durchsetzt mit Seilenden und Steigungen nehme ich als “Open-“ Starter Hilfe von Alex dankend entgegen.

Meine persönliche Rennsituation ist nicht ganz optimal. Eine Erkältungswelle die ich um jeden Preis vermeiden möchte erwischt mich Mitte der Woche vor Sparta mit Husten, Schnupfen und Schüttelfrost. Ich beobachte die Situation, messe 28x mal Fieber in den 48 Stunden vor dem Rennen und erzielen 50% der Messwerte als Fieberfrei und 50% als leichtes Fieber. Ich beschliesse, schweren Herzens, den Super abzusagen und teste am Samstag Nachmittag mein Befinden in der Sprint Distanz. Als das ohne gesundheitliche Probleme vorbeigeht, trete ich am Sonntag auch die Beast Distanz an. Auch wenn ich somit keine Trifecta Medaille gewinne, bin ich froh angesichts der grossen Verlockung alle Rennen zu machen eine differenzierte Entscheidung zugunsten meiner Gesundheit umzusetzen. Dann wird halt kommendes Jahr der Trifecta in Sparta gelaufen, ich bin ja noch jung.

Die Beast Distanz ist ein schweres Rennen (fuer mich) und tatsächlich komme ich an meine Grenzen und ich bin froh das Alex und Miri mich auf den letzten Beast Kilometern aufgabeln. Ein Highlight und eine echte Premiere ist ein langer (1.5 km?) Abwassertunnel, durch den alle Athleten müssen. Der Tunnel ist bis auf “Glow Sticks” komplett dunkel und es wird von gestandenen Athleten berichtet die sich plötzlich gegenseitig an die Hand nehmen. Der Tunnel ist psychologisch schwierig, da ich aber Langstrecken immer mit Handy im Trinkrucksack laufe, habe ich eine Taschenlampe am Mann. Einen Ausrüstungsfehler den ich jedoch mache und der noch Folgen haben wird ist die Wahl von GoreTex Schuhen. In den Schuhen bilden sich kleine Stauseen und meine Füße sehen am Ende des Rennen aus, als seien sie tagelang in der Sauna gewesen. Aber all das spielt am Ende keine Rolle, die Freude über die absolvierten Rennen ist grenzenlos.

Und wir vom OCR Munich sind bei diesen harten Rennen überaus erfolgreich, Sophia belegt einen sehr guten dritten Platz in der Age Group angesichts der starken internationalen Konkurrenz eine herausragende Leistung. Auch lernen wir von Ihr auf den Fahrten nach Athen einiges über die mentale Einstellung starker Athleten, etwas das man im Training berücksichtigen muss! Auch alle anderen beenden Ihre Rennen mit sehr guten Zeiten und viel Ausdauer und die Dichte an gewonnen Trifectas als auch multipler X-Medallien bei den OCRMlern ist sehr hoch.

War es also den Aufwand wert? Klares Ja! Für mich war es der schönste OCR Event überhaupt und 2019 werde ich das bestimmt wiederholen. Die Kombinationen aus fordernden Rennen, Weltmeisterschaftsatmosphäre und wunderschöner, historisch bedeutsamer Umgebung mit herzlichsten Gastgebern sind zu erleben, vor allem mit einem tollen Team wie dem OCR Munich!

Sophia erreicht einen fantastischen dritten Platz in Ihrer Age Group! Die Konkurrenz aus Osteuropa ist in allen Startwellen sehr dominant (Anmerk. des Autors: Wie trainieren die?)

 

Das deutsche Team in Sparta, der OCR Munich stellt den Größten Anteil, von rechts: Claudia, Ediceh, Thomas, Gregor, Sophia, Lisa, Mike, Mirjam, Olli, Anett, Nena (mit Speer). Es fehlen: Alex S, Alex F, Zita, Michaela, Anette, Lars, Tim, Fuchsi…und wahrscheinlich noch mehr. Im Hintergrund die Statue von Koenig Leonidas.

 

Für Ruhe und Ordnung ist gesorgt…

 

Der amtierende Weltmeister (in der Mitte) will ein Photo…

 

Das Terrain im Sparta ist bergig und heiss, aber wunderschön

 

Tyrolean Traverse irgendwo am Berg

 

Das Rennen ist von “Carries” geprägt…

 

Das Deutsche Team in Bewegung…

 

…und der OCRM beim “Carb-Loading”

 

Im und am Evrotas finden Grossteile des Rennen statt….

 

Orangen…

 

…und Oliven begleiten einen fast überall

 

Viele Hindernisse stehen im Fluss…

 

Der Wire Swim ist eher harmlos…

 

…und in Bergen geht es über schöne Trails

 

Die Hauptstrasse in Sparta ist der letzte Teil der Rennstrecke aber mit ordentlich Hindernissen versehen…

 

Das ersehnte Ziel…

 

So sehen verdiente Sieger aus…

 

Eine noble Geste – einige Medaillen werden auch (hier das Delta des Sieger Beast von Jonathan Albon) an die “Locals” abgegeben so an Pete vom Café “nebenan”…