Nichts kommt, wie man denkt und doch wird alles gut!
Ein Bericht über mein erstes OCR Race, dass ich nur als Zuschauer absolviert habe.
Ich bin die letzten Jahre schon viele OCR Races gelaufen und habe mich nun sehr drauf gefreut, meinen ersten Tough Mudder laufen zu können. Der Tough Mudder ist ein Lauf, bei dem viel Wert auf Teamspirit gelegt wird.
Das bedeutet, dass man viele Hindernisse nur gemeinsam schaffen kann. Beispielsweise die Pyramide Scheme: Sie ist eine schräge, ca. 5m hohe Wand, die man nur überqueren kann, wenn man eine menschliche Pyramide bildet und an der Menschenpyramide die Wand hochklettert. Erschwert wird dieses Vorhaben durch viel Matsch und Schlamm, dass die Wand noch rutschiger macht.
Gerade dieser Teamgedanke hat mich gereizt und so habe ich mich vor einem halben Jahr voller Vorfreude auf dieses Race gemeinsam mit meinem Freund Sven angemeldet. Im Laufe der Zeit kamen dann noch andere Vereinsmitglieder dazu und wir waren ein kleines feines Team.
Nichts kommt, wie man denkt und so wurde ich kurz davor krank. Schweren Herzens musste ich also mein Ticket wieder verkaufen, denn mit einer Bronchitis lässt sich schlecht 18 km laufen. Ich war auch leider nicht die einzige aus dem Team, die ihr Tickt aus Krankheitsgründen verkaufen musste. Kurzzeitig sah es also so aus, als ob Sven alleine laufen müsste. Und das bei einem Event, welches als Teamevent bekannt ist.
Doch nichts kommt, wie man denkt und Sven und Anett haben ihr Ticket von Samstag auf Sonntag umgeschrieben, da sie Samstag auch bei Runterra laufen. Der OCR Munich war also am Sonntag doch wieder als Team am Start. Juhu!
Doch nichts kommt je bekanntlicherweise, wie man denkt 😉 Auf dem Weg haben Sven und Anett dann noch einen Anhalter, den sie über Facebook kennengelernt haben, mitgenommen. Der Jan -ein erfahrenen OCRler- der sich prompt dazu entschlossen hat, nicht nur bei diesem Race, sondern auch als offizielles Mitglied unserem Verein beizutreten. Das nenn ich mal Teamspirit.
Morgens um 7:56 bei gefühlten 0 Grad kommen wir also auf dem noch völlig vernebelten Gelände an. Sven und Anett sind voller Muskelkater vom Runterrra geplagt, so dass sie sich entscheiden heute mal nicht Vollgas zu geben. Wie sich später herausstellte, war dies ein riesen Glück für mich! Ich hatte mir im Vorfeld schon zwei Punkte auf der Strecke rausgesucht, zu denen ich joggen wollte um Fotos zu machen. Meine Laufstrecke zu diesen Punkten hatte jeweils 2,5 km. Die Läufer des Tough Mudders hatten derweil 8 und dann 5 km plus Hindernisse zu überwältigen. Auf Grund meiner doch noch ziemlich angeschlagenen Lunge brauchte ich für meine Strecken erstaunlicherweise fast genauso lang, wie die Läufer.
Meinen ersten Fotopunkt hatte ich mir natürlich direkt am Start rausgesucht. Alleine das Aufwärmen war es wert zuzugucken. „Legt euch auf den Boden… gaaaanz auf den Boden und nun auch das Gesicht! Ab damit in den Maaaatsch…!“ höre ich es vom Ansager aus den Boxen schallen und alle machen mit. Was für ein Spektakel. Ein etwas älteres Ehepaar steht neben mir und die Frau fragt den Mann ganz entsetzt: „Und die haben dafür auch noch bezahlt?“ Haha, ja haben sie! Ich musste nur schmunzeln. Wie gerne würde ich jetzt auch diesen Schmarrn mitmachen… Dann ging es nach dem Aufwärmen in die Startbox, wo eine epische Ansprache mit motivierender Musik, Charme und dem offiziellen „Tough Mudder Schwur” folgte: „Ich schwöre feierlich, dass … Ich nicht jammern werden! Denn jammern ist etwas für Kinder! Ich meinem Mudder-Kameraden helfen werde, die Strecke zu bewältigen! Ich alle Ängste überwinden werde! … Ja, ich schaffe das! Ja, wir schaffen das! Steht nochmal auf, nehmt euch in den Arm. Und dann garantiere ich euch eins: So wie Ihr jetzt hier steht, kommt ihr auch dort drüben wieder an. Jeder kommt ins Ziel! Jeder verdient sich sein Headband.“ Was für eine motivierende Ansage, denke ich nur, als auch schon der Countdown läuft und plötzlich Sven mit der orangenen Farbkanone an mir vorbeiläuft.
Ich bin noch total geflasht von dieser tollen Ansage. Wie gerne wäre ich jetzt mitgelaufen. Aber ich hab gar nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn ich muss schnell zu meinem zweiten Fotopunkt, dem Arctic Enema. Ein Hindernis, bei dem die Läufer über ein Rohr in ein Becken voller Eiswürfel rutschen und anschließend kurz tauchen mussten. Als ich das Gesicht von den Läufern sah, war ich zum ersten Mal froh, nicht mitgelaufen zu sein. Brainfreeze lässt grüßen 😉
Nachdem die drei Jungs an mir vorbei waren, fragt ich mich ein wenig, wo Anett geblieben ist. Ich wusste jedoch, dass sie etwas langsamer laufen wollte, da sie ein paar Videos der Hindernisse machen wollte. Also machte ich mich zügig auf den Weg, um mit den drei Männern zum Funkey Monkey zu kommen. Ein super Hangelhindernis mit Stangen und drehenden großen Metall Ringen.
Nach diesem Hindernis ging dann meine persönliche Challenge los: Ich wusste, die Jungs müssen 5km laufen und ich 2,5km. An sich hört sich das ja eher chillig an, jedoch haben die drei Männer lange Beine und sind schon am ersten Streckenabschnitt sehr schnell gewesen und mir hängt ja immer noch die Bronchitis in der Lunge. Um sie also auf gar keinen Fall zu verpassen nahm ich die Beine in die Hand und lief hochmotiviert los. Naja, vielleicht lief ich ein paar Meter… Dann bekam ich keine Luft mehr und bin zügig gewalked. Aber ich war dann doch etwa eine Minute vor den Männern angekommen. Geschafft 😉
Während ich meine Lunge kurierte, mussten die drei, ach ne… Auf einmal waren sie zu viert! Naja, heute kommt ja doch alles anders als man denkt! Anscheinend wurde noch jemand auf der Strecke adoptiert 😉 Also zu viert mussten sie sich durch Schlammlöcher quälen, die Pyramide erklimmen, die Halfpipe hochlaufen, das Bloch Ness Monster schaffen und zum Schluss noch den Kong bezwingen.
Anett war dann auch kurz nach uns im Ziel gekommen und hat später begeistert von dem Reach Arround erzählt. Einem Hindernis, welches um 45Grad geneigt ist und man die Schwelle bezwingen muss.
Witzigerweise war ich am Schluss genauso fertig, wie die Läufer. Doch nach einem Zielbier, einem guten Essen und ner chilligen Runde auf der Sonnenliege fuhren wir dann alle kaputt – aber glücklich -nach Hause.
Eure Inga
Unsere Zusammenfasssung:
Strecke: Note 1
Hindernisse: Note 1+++
Medaille: Note 4…hässliches Stirnband
Nebenkosten: Note 5 (Parkplatz und Zuschauerticket sehr teuer)