Spartanrace Europameisterschaft 2017

Von Kai

Eine Woche nach dem Spartanrace Trifecta Wochenende (für mich „Beast“) in Oberndorf wartete der European Championship in Andorra auf die Spartaner.

Vom OCR Munich sind Markus und ich vertreten.

Markus startet vom Flughafen München, ich vom Flughafen Frankfurt/Hahn direkt bei mir vor der Haustür. Als Treffpunkt haben wir Barcelona ausgemacht, was auch gut funktionierte. Wie viele andere aus dem Verein kannte ich auch Markus bis dahin noch nicht. Der erste Eindruck vom letzten Wochenende in Österreich sollte sich jedoch bestätigen. Einfach ein toller Haufen und ne coole Truppe.

Auf der 3 Stündigen Fahrt haben wir dann genug Zeit uns etwas kennenzulernen.

Als wir mit dem Auto die Pyrenäen hoch fahren, bekommen wir einen ersten Eindruck von dem, was uns morgen erwarten sollte. Wir fahren bis zur Schneefallgrenze und dann in leichten Schnee. Nach der Ankunft in Pas de la Casa checken wir in unser Hotel ein, gehen noch etwas essen (Hase ist die Spezialität Andorras) und legen uns früh zu Bett, um am nächsten Tag fit zu sein.

Der Renntag – Spartanrace Europameisterschaft 2017.

Es ist das erste Mal, das ich vom Veranstalter aufgefordert wurde eine Trillerpfeife und Notfalldecke zum Lauf einzupacken. Entsprechend bin ich etwas nervös und gespannt auf das was kommt.

Es ist sehr frisch und wir haben uns am Morgen entsprechend für drei Lagen Funktionskleidung entschieden. Damit ich etwas auffalle, habe ich extra noch meine bunte Hose für den Lauf eingepackt. Jetzt kann es losgehen.

Auf dem Gelände ist noch nicht viel los, es wirkt alles noch sehr verschlafen. Die Startzeromonie im Startbereich ist auch eher mau.

Nun denn, los gehts. Wir starten auf 2100m Höhenmetern und es sollte, wie häufiger an diesem Tag, direkt den Berg rauf gehen. Zunächst warten die Holzwand und einige weitere Holzhindernisse auf uns, dann der Stairway to Sparta, gefolgt vom Cargo Net. An dieser Stelle bemerkte ich das erste Mal, das etwas anders ist wie sonst. Ich schnaufe sehr stark und das Atmen ist deutlich schwerer. Ich habe das Thema Höhenluft wohl völlig unterschätzt. Wir laufen weiter bergauf, inzwischen haben wir Schnee unter den Füssen. Auf einer Anhöhe geht es ein kleines Stück auf einem Höhenweg weiter, um uns dann weiter steil bergab Richtung einem kleinem See zu führen. Die Strecke führt uns auf nasses, loses Geröll, später auf größere, teilweise mit Eis bedeckten Steinen. Man musste hier wirklich aufpassen, wo man hintritt. Für mein Verständnis die Stelle mit dem höchsten Verletzungsrisiko auf der Strecke.

Am See wartete zunächst der Olympus und die erste Wasserstation auf uns. Sofort im Anschluss durften wir den Betonblock durch einen Parcour zuerst bergauf, dann Bergab ziehen.

Der Weg führte uns abwärts weiter Richtung Startparkplatz. Die Laufstrecke war mit Schotter bedeckt und die Umgebung eher Grau in Grau und karg. Den Parkplatz schon in Sichtweite, wurden wir aufgefordert den Holzblock über die markierte Strecke wieder bergauf und bergab zu tragen. Auf dem Parkplatz wartete die Schrägwand auf uns, sowie eine Station mit Energieriegeln. Die brauchten wir auch, denn nun sollte es gefühlt endlos und brutal bergauf gehen. Auf der ersten Ebene angekommen gab es jedoch keine Erleichterung, da diese Ebene nur genutzt wurde, um die Gitterboxen für die Sandsäcke zu deponieren.

Durchatmen, Sandsack schultern und diesen über die ausgewiesene Strecke tragen. Der Parcours hatte vom Schwierigkeitsgrad das Niveau von Oberndorf. Im Vergleich leicht verkürzt, dafür mit einem Teilabschnitt zum Kriechen.

In der Folge werden die Beine nicht geschont. Es geht weiter steil bergauf. Endlich oben auf dem Plateau angekommen, wartet der Balancierbalken auf uns. Dieser sollte an diesem Tag mein erster und einziger Fail bleiben. Ich bekomme auf dem vereisten Balken keinen Grip und rutsche weg. 30 Burpees, schön mit der Brust in den Schnee. Ich liebe es.

Es folgt eine kurze Strecke zum Regenerieren, da wir zuerst flach auf der Höhe, dann etwas abwärts liefen. Die Strecke führt uns in eine Senke, wo das Eimertragen auf uns wartet. Die Steinmasse ist schön nass und entsprechend schwer. Das Anstrengendste jedoch war die Streckenführung. Es geht circa 150m fast senkrecht nach oben, um dann (Überraschung) senkrecht nach unten zu gehen. Ich mache auf dem Weg mehrmals halt. Einmal um eine sitzende und weinende Mitstreiterin aufzubauen, die anderen Male jedoch weil ich einfach nicht mehr kann. Ich habe bei diesem Hindernis niemanden gesehen der durchgegangen ist ohne abzusetzen. Teilweise auch unfreiwillig, weil viele auf dem steilen Abstieg ausrutschten. Zur Belohnung wartete die nächste Verpflegungsstation und schelmisch lächelnde Volunteers auf uns. Den nächsten, leichten Anstieg nahm ich fast schon erfreut entgegen. Es hätte ja auch steiler werden können. Das folgende Hindernis sollte die Slackline werden, gefolgt vom Chain Carry, die abermals bergauf getragen werden wollten. Die Tragedistanz kam mir sehr lange vor und zu diesem Zeitpunkt knabberte der Lauf an meiner Motivation. Wirklich alle Tragehindernisse bergauf, ich fluchte. Nach den Ketten gelangten wir zum höchsten Punkt dieses Rennens. Dort durften wir die Metallschale des Tractor Pull über Geröll ziehen.

Von nun an geht es abwärts. Auf dem Weg Richtung Tal sollte noch der LKW Reifen gezogen werden und es wartete eine hohe Wand und der Gummitwist auf uns. Weiter bergab verließ uns zuerst der Schnee, dann die karge Landschaft.

Beim nächsten Hindernis mussten wir über Kopf klettern und die Glocke schlagen. Die Strecke führte uns nun weiter durch den Wald und moosigen Boden. An Bächen vorbei und durch sie durch. Die Idylle wurde nur durch das nächste Hindernis gestört, den Atlas Carry.

Weiter ging es auf dem feuchten Grün Richtung dem Festivalgelände. Zwischendurch durften wir einen Abstecher steil hoch auf den Parkplatz des Festivals machen. Dort wartete das neue Hindernisse (Metallstangen bogenförmig angeordnet) auf uns. Und wieder runter auf die inzwischen morastigen Wiesen, in der Folge zart bergauf dem Getöse des Festivals folgend. Einmal noch dem Bachlauf ein Stück entgegen stampfen, mit einem Seil dort rausziehen und schon warten die ersten jubelnden Zuschauer auf uns. Es folgen unter strenger Aufsicht der Volunteers und Zuschauern erst der Seilzug (Hercules Hoist), dann Seil klettern (Rope Climb), Container und schließlich Speerwurf.

Geschafft. Gedanklich bereits ins Ziel laufend, wurden wir jedoch erneuet vom Startpunkt weggeführt. Dieses Mal zuerst einen kleinen Wald hoch, dann eine Skipiste. Es war nicht nur sehr steil, sondern auch noch mit einem Kriechabschnitt und Stacheldraht versehen. Alleine auf der Skipiste saßen verteilt drei Mitstreiter, die sich Krämpfe aus den Beinen massierten. Es folgte ein kleiner Lauf auf flachem Gelände. Weiter ging es wieder steil bergab. Es warteten das Multirig, 2 Matschlöcher, die hohe Wand und das finale Hindernis, die Slippery Wall, Feuersprung und fertig.

Im Ziel wartete Markus bereits seit 20min auf mich.

Glücklich machten wir noch einige Finisher Fotos, genossen bei einigen alkoholfreien Bieren, die inzwischen vorhandene Sonne und machten uns schließlich auf den Weg zurück ins Hotel. Später feierten wir den Lauf noch bei Pizza und Rotwein im Restaurant. Ein gelungener Tagesabschluss, bei dem wir den Lauf rund um den Grau Roig review passieren ließen.

Insgesamt ein wirklich anspruchsvolles Event mit einem sehr starken Teilnehmerfeld, was uns auch ein enttäuschter Charles Franzke bestätigte.

Am nächsten Tag hatten wir noch Zeit und entschlossen uns für etwas Sightseeing.

Danke an Markus für den vielen Input. Die Strecke hätte ich gedanklich alleine nicht mehr zusammen bekommen.

Gerne wieder, gerne mit mehr Jungs und Mädels vom OCR Munich.

Ich freue mich, bis dahin

Kai

 

Anmerkung der Redaktion:

@Kai: Wir bedanken uns vielmals bei Dir für den mitreißenden und interessanten Bericht! Solche Berichte sind unheimlich motivierend!

@Kai und Markus: Ihr seid zwei super Typen und wir sind stolz auf euch! Unsere herzlichsten Glückwünsche zu dem Finish unter extrem harten Bedingungen. Ihr seid der Wahnsinn!

Folgende Sieger wurden später gekürt: