Ein Spätsommer-Wochenende im September, 20 Grad, Sonnenschein… Ideale Voraussetzungen also, um nochmal eine Runde baden zu gehen!
Und so macht sich eine kleine Gruppe des OCR Munich e.V. auf nach Zirndorf zum Runterra Race, um sich dort ein wenig Abkühlung in der Bibert zu verschaffen.
Das Runterra, der Run mit den meisten Hindernissen in Deutschland, wird vom Runterra Running Team veranstaltet und freut sich dieses Jahr, die 2000-Teilnehmer-Marke knacken zu können. Auf eine Strecke von nur 8km verteilen sich 50 Hindernisse, die Runde läuft man wahlweise ein, zwei oder dreimal. Somit sind auf 24km stolze 150 Hindernisse zu bewältigen – für OCR’ler kein Problem, doch dazu später mehr.
Über alle Distanzen ist es außerdem möglich, sich für die OCR Europameisterschaft zu qualifizieren.
Gegen 8.15 Uhr trudeln wir langsam alle auf dem Gelände ein, ein wenig frisch ist es noch aber die Wettervorhersage verspricht Besserung. Die Parkplatz-Situation ist super entspannt, auch an der Anmeldung muss nicht lange gewartet werden und auf der Bühne wird bereits Stimmung für den ersten Startblock um 9 Uhr gemacht.
Hier starten die Verrückten, die sich für 3 Runden – also 24km und 150 Hindernisse – angemeldet haben. Darunter natürlich, wie sollte es anders sein, auch unsere OCR’ler: Sven, Anett, Stefan und unser neuestes Vereinsmitglied Benjamin. Dieses ist sein erster Lauf! Ja, richtig gelesen, gleich mal 3 Runden. Man will ja sicher sein, ob man sich das richtige Hobby ausgesucht hat.
Lieber Benjamin, du hast unseren allergrößten Respekt und mit dem 38. Platz ein wahnsinns Debüt hingelegt! Welcome to the family!
Olli, Stephan, Nena, Tobi und ich starten eine halbe Stunde später für „nur“ eine Runde, also 8km.
Und so geht es für alle, unabhängig der Distanz, zunächst einmal über eine, so heißt es, 2,50 m hohe Wand, welche uns allen deutlich höher erscheint. Außerdem, für uns aus dem Training ungewohnt, ein breiter Balken als Abschluss, auf dem sich oben zwar super sitzen lässt, man in selbige Position aber ohne Räuberleiter gar nicht erst kommt. Das haben die Jungs und Mädels vom XY clever gemacht! Das Feld teilt sich nämlich sofort beim Start, wodurch es später kaum Staus an den Hindernissen gibt aber die Schranke, ab der die Zeit gemessen wird, liegt einige Meter hinter der Wand. So hat am Ende auch kein Läufer einen Nachteil, weil er an der Startwand warten musste.
Eine weitere Wand wartet auf uns, dieses Mal aus Schaum. Wir laufen hindurch, ein kleines Stück über ein Feld, ab ins angrenzende Waldstück. Hier geht es nun buchstäblich über Stock und Stein, über quergebundene Baumstämme… oder drunter… oder mitten durch.. Am Seil kleine Hänge hoch, vereinzelte Matschpfützen.. Der Weg schlängelt sich immer wieder in und aus dem Wald über eine Motocross-Strecke, über grasbewachsene Autoreifen, Betonrohre, aufgeschüttete Sandberge.
Slackline mal anders: beim Runterra heißt die Klammeraffe: dranhängen, von A nach B, weiter. Ähnlich auch die Strickleiter: rauf, Hupe drücken, weiter. Die Beinmuskulatur soll aber natürlich auch nicht zu kurz kommen und so dürfen wir wieder und wieder auf dem Boden entlangrobben unter Stacheldraht, Abdeckplane, Zäune und ein Militärfahrzeug, über welches manch einer auch klettert. Eine klare Ansage gibt es hier nicht, macht nix, man nimmts nicht ganz so ernst. Auch nicht mit der Hindernis-Nummerierung, da folgt auf Nummer 16 mal Nummer 11 und auf Nummer 43 die Nummer 38.. egal, wir sind ja dann doch zum Spaß hier.
Natürlich sind auch beim Runterra Klassiker wie der Sandbag-Carry, Autoreifen-ziehen und umwerfen, hangeln an Bouldern sowie mehrere Wände in verschiedenen Höhen zu meistern. Ganz besonders gefreut habe ich mich persönlich aber auf die Wasserhindernisse…..ähm..naja.. das Wetter wird an diesem Samstag zwar wirklich schön und warm, die herbstlichen Temperaturen der Tage zuvor haben das Wasser jedoch gut auskühlen lassen und so bibbere ich bereits beim Gedanken ans Schwimmen in der Bibert. Doch beim Schwimmen soll es nicht bleiben: Als ganz besonderes Schmankerl darf man bei Hindernis #41 nämlich gleich viermal unter Kanus durchtauchen, juhu…… und dann ist er da wieder, dieser Moment, in dem man vor seiner persönlichen Grenze steht (bzw. schwimmt) und sich denkt „schaff ich nicht“. Und dann ist es das, was diesen Sport und die Gemeinschaft im Verein so besonders macht: die gegenseitige Motivation. „Wir sitzen alle im selben Boot“ heißt es sprichwörtlich – auf OCR-isch: „Wir tauchen alle unter dem selben Boot“. Also die Hand des Vordermanns unter dem Boot durchgegriffen, Augen zu und durch, wieder eine Grenze überschritten.
Der Stolz beflügelt und so laufen wir weiter, klettern über Strohballen, durch kreuz und quer gespannte Gummibänder und kommen schließlich am Schießstand an. Es muss fünf mal geschossen werden, geht ein Schuss daneben, darf eine kleine Strafrunde mit Sandsack über die Schulter gelaufen werden. Ich laufe fünf Strafrunden – egal, ich bin getaucht. Außerdem ist das Ziel in Sicht. Die 8km hatten es wirklich in sich, bei 50 Hindernissen bleibt kaum Laufstrecke, um die Muskeln kurz zu entspannen. Das ist aber auch völlig in Ordnung so, immerhin wussten wir beim Runterra ja, was uns erwartet.
Wir traben fertig, nass und glücklich ins Ziel und bekommen unsere Medaille überreicht. Auch mit unseren Zeiten sind wir alle zufrieden, für 8km im Schnitt 1:30 h. Und dann heißt es warten auf unsere anfangs genannten Verrückten, die 3 Runden laufen. Sven, der uns schon auf der Strecke bestens gelaunt überholt hat, schafft einen sensationellen dritten Platz und auch Anett qualifiziert sich für die Europameisterschaft. An dieser Stelle euch beiden dazu und auch Stephan und Benjamin nochmal herzlichen Glückwunsch!
Unabhängig der Distanz sind wir uns alle einig, das Runterra ist ein absolut empfehlenswerter Hindernislauf. Super Stimmung, die vielen Hindernisse toll organisiert und ideal für alle, die gerne auflängere Laufstrecken verzichten. Wir kommen wieder!