Rennen Nr. 3 – „X-Treme-Run Goldbach“ / 08.07.2018 (von Olli)
Die Ratten laufen wieder, dieses Mal im schönen Goldbach bei Aschaffenburg. Denn mit Race Nr. 3 ist bereits Halbzeit bei der Rats Runners Serie 2018.
Ich mache mich schon Samstag früh zusammen mit meinem Waterboy (Bruder) auf den Weg, um gleichzeitig noch einen Verwandtenbesuch im angrenzenden Hessen wahrzunehmen. Da ich aber so neugierig bin, fahre ich heute schon die Autobahn bei Goldbach runter, um mir den Austragungsort auf der MotoCross-Strecke des MSC Goldbach anzusehen. Schnell wird mir klar, morgen geht’s auf trockenstem Boden massiv rauf und runter. Ach ja, und sehr heiß wird’s werden…
Es ist Sonntag – Raceday. Wir haben nur 25 Minuten über die Autobahn und kommen gegen 12.15 Uhr auf dem Gelände an. Hier herrscht schon reger Betrieb und die ein oder anderen bekannten Gesichter werden begrüßt. Schnell treffen wir auf Anett, die zusammen mit Verena in der Früh von München auf die knapp 3,5h nach Goldbach gestartet ist. Für Anett ist es wie für mich bereits das dritte Rennen der Serie, für Verena nach dem Race in Augsburg das Zweite.
Und dann geht es auch schon los. Anett startet pünktlich um 13:30 mit der HardGirls- und HardBoy- Welle auf die erste 10km Runde, die diese zweimal zu durchlaufen haben. Allerdings nur, wenn der CutOff für die erste Runde nach 1.30h geschafft wird. 5 Minuten später bin ich mit der Welle 2 dran, für Verena geht es in Welle 5 um nochmals 15min später los. Bei mir in erster Reihe steht unter anderem Fabian Sinnig alias „Fat Racoon“, der vor ein paar Wochen in Australien sensationell Weltmeister seiner Altersklasse bei den OCR 24h Enduro World Championships geworden ist. Das flößt ordentlich Respekt ein, konnte ich mich vor dem Rennen auch kurz mit Ihm unterhalten. Aber alles halb so wild, der Start erfolgt und da isser auch schon weg…
Ich starte ein wenig verhalten, da ich schnell merke, wie trocken, rissig und löchrig der Boden ist. Die Hölle für die Fußgelenke und durchaus gefährlich. Die ersten gut 3,5km geht es ständig auf der MotoCross-Strecke bei glühender Hitze rauf und runter und man schluckt ordentlich Staub von den Läufern vor einem. Aber egal, so richtig schnell kann man hier eh nicht sein, weil man massiv aufpassen muss, wo man hintritt. Als Hindernisse dienen in erste Linie große Strohrollen und Container, die abwechselnd mit Sand, Schlamm oder Wasser gefühlt sind. Auch der ein oder andere Hang ist mit Seilen bestückt, an denen man sich entweder runter lässt oder raufzieht. Es folgt die erste und sehnlichst erwartete Versorgungsstelle und direkt im Anschluss verlässt man die Cross-Strecke und biegt ab auf einen relativ ebenden Feldweg und hinein in ein Wäldchen. Eine Wohltat, endlich normal laufen zu können. Jetzt kann ich auch das erste Mal Fahrt aufnehmen und überhole den ein oder anderen Läufer.
In der nun folgenden Waldpassage ist der Untergrund zwar besser, aber vorerst geht es weiter Auf und Ab. Wenigstens ist die Hitze nun kein wirkliches Problem mehr und so geht es über Wurzeln, durch kleine Rinnsale und durch die ein oder andere Matschgrube. Eigentlich ein richtig schöner Trailrun. Mittlerweile hat sich das Feld ziemlich auseinandergezogen und ich habe immer nur maximal eine Person vor oder hinter mir, mit denen man sich schön battlen kann. Ab Kilometer 6 geht es auf einmal flach dahin und ich kann richtig Gas geben (für Kampfkolloss-Verhältnisse!!!). Spätestens hier macht es jetzt total Spaß und ich bin selber ein wenig von dem Speed überrascht. Kurz darauf folgt bei Kilometer 8 ein kurioses Highlight. Hier beginnt eine gut 400 Meter lange und steile Passage kerzengrad nach oben zurück zum Start-/Zielbereich. Der Veranstalter hat dafür gesorgt, dass mit zwei oder drei Feuerwehrschläuchen Wasser in die Baumwipfel gepumpt wird. So „regnet“ es die letzten 200m der Steigung wie in einem Regenwald auf einen herab und gibt einem nochmals den richtigen Kick für die letzten 1,5km. Mein Bruder erwartet mich am Ende des Anstiegs und auf einmal ist die pralle Sonne und der Staub wieder da. Gleichzeitig werde ich von einem Läufer überholt, den ich meiner Altersklasse zuordne und zum ersten Mal in meiner 2-jährigen „OCR-Laufbahn“ habe ich Bock auf einen Zweikampf.
Ich kämpfe mich wieder ran und hänge ihm bei der nächsten Böschung direkt an den Fersen. Von da an wechseln wir uns ständig an – er überholt bei den Anstiegen, ich bei den Downhills. Es geht über ein paar Gatter, die er nur langsam kletternd und ich mit meiner „OCR-Wandtechnik“ schnell überwinden kann und ihn somit nicht entkommen lasse. Es folgt die Goldbacher Wasserrutsche, das spektakulärste Hindernis des Rennens. Hier rutscht man die ersten Meter wie in einem Spaßbad in einer halboffenen Röhre und anschließend auf dem blanken Hintern den Abhang hinunter. Alles schön gewässert und schlammig. Unten schlägt man dann mehr oder weniger heftig in Heuballen ein. Ein Spaß, nicht nur für die vielen Zuschauer außen rum. Mein Konkurrent darf vor mir rutschen und ich muss 10 Sekunden warten, bis ich selber losdarf. Blockabfertigung, sozusagen. Jedenfalls kann ich Ihn schnell wieder einholen und es geht an den letzten steilen Anstieg Richtung Ziel. Hier sind wieder Seile zur Unterstützung angebracht und prompt fliegt er wieder an mir vorbei. Dann ein kurzer Absatz und weiter ca. 70m steil und matschig nach oben, nur ohne Seil. Und hier gewinne ich den „Zweikampf“, dank des besseren Materials. Ich sehe bei seinem letzten Überholvorgang am Seil, das er nur mit normalen Straßenlaufschuhen unterwegs ist, ich aber mit meinen Speedcross. Also greift mein Schuh im Schlamm und seiner nicht. Ich stampfe locker aber konditionell im roten Bereich an Ihm vorbei, überwinde die letzten Heuballen und einen Wassercontainer und komme nach rund 1.12min vor Ihm ins Ziel. Geschafft und mit letztlich Platz 26 (von 101 Startern) meiner Altersklasse schon irgendwie zufrieden!
Nach ein paar Minuten beruhigt sich der Puls und der Wasserhaushalt ist ebenfalls aufgefüllt, da kommt Anett in den Zielbereich, die ich ca. bei km 4 überholt hatte. Kurzer Blick auf die Uhr und jawohl, den CutOff knackt Sie heute locker. Wir tauschen ein paar Worte aus und dann macht Sie sich „Tough Mother-like“ einfach mal auf die zweite Runde. Wahnsinn, darauf hätte ich ja jetzt sowas von keinen Bock mehr. Aber so ist Sie eben, unsere Anett. Kurz darauf entdecke ich auch schon Verena, die sich auf den letzten 1000 Metern befindet. Leider hat Sie das Pech der späten Startwelle und verliert bei der Blockabfertigung an der Wasserrutsche mindestens 5-7 Minuten durch Anstehen. Später erzählt Sie, dass Sie mehrfach an Hindernissen warten musste und so insgesamt locker 10 Minuten Zeit verloren hat. Dennoch belegt sie ebenfalls Platz 26 (von 155 bei den „Women“) und muss auf der Strecke ganz stark unterwegs gewesen sein. Tolle Leistung, Verena!
Nachdem wir uns geduscht und mit elektrolythaltigen Hopfengetränken gestärkt haben, setzen wir uns zu dritt in den Schatten und warten auf Anett. Es sind nur noch wenige 20km-Läufer im Rennen und somit viele Finisher bereits umgezogen und mit Medaillen dekoriert an der Strecke. Und dann taucht Anett nach ca. 3 Stunden bei der Regenwald-Sektion auf und die Zuschauer geben echt alles. Absoluter Gänsehautmoment und fast wie bei einer Bergetappe der Tour de France, Hammer! Als treuer Vereinskollege reiche ich Ihr meine Hopfenkaltschale, die sie natürlich dankend annimmt, und begleite Sie auf den letzten ca. 1000 Metern. 5 Minuten vor dem Ziel-CutOff der 20km-Strecke überquert sie dann mit einem lockeren Spruch als Elfte der „HardGirls“ die Ziellinie. Was ein geiler Scheiss und mal wieder eine krasse Nummer von dir, Tough Mother!
Was bleibt zu sagen? Ein toller aber verdammt heißer Tag jenseits der 30 Grad, ein anspruchsvolles und top organisiertes Rennen mit vielen tollen Läufern und Zuschauern. Wir sind alle drei unverletzt und zufrieden und so machen wir uns dann irgendwann wieder auf den Heimweg…
Aber eine Frage bleibt noch: Wo ist das nächste OCR-Wüstenrennen? Wir drei wären dann soweit!!! 😉
Bilder dürfen nicht fehlen
Rats Runners Serie 2018
Die Rats Runners Serie ist eine Laufserie mit Crosslaufcharakter inkl. einigen meist natürlichen Hindernissen. Also weniger technisch wie beim OCR, dennoch streckentechnisch durchaus anspruchsvoll und ein perfektes „Training unter Wettkampfbedingungen“ für OCR-Rennen. 2018 gibt es 5 Termine in Süddeutschland, wer 3 davon finished, landet in einer Serienwertung.
Tough Mother Anett („Hard Girls II“ = 20km/2 Runden) und Kampfkolloss Olli („Silverboys“ = 10km/1 Runde) stellen sich dieser Serie und werden nun von den verschiedenen Wettkämpfen berichten: Rats Runners 2018