von Lars
Am 13.04. ging es wieder los. Die zweite Hurricane Heat dieses Jahr stand auf dem Plan. Eigentlich war das gar nicht so geplant, aber nachdem die HH in Kaprun im Januar ein echt spezielles Event war,wollte ich den Faden nicht abreißen lassen, denn bei dieser Art „Hindernislauf“ geht ein ganz besonderer Schlag Menschen an den Start. OCR Familie.
Wenn man anderen von einer HH erzählt, dann spürt man schon immer auch ein bisschen Skepsis. Das Konzept, dass ein oder zwei Krypteia eine Gruppe von Sportlern „drillt“, ist scheinbar nicht für jeden sofort mit Spaß verbunden, aber hey: Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft und zu erwarten, dass man beliebig platt gemacht wird, ist einfach mal abwegig. Die Wahrheit (zumindest die, die ich in den beiden HHs erfahren habe) ist: Eine HH ist Sport. Man wird angeleitet, Übungen zu absolvieren, die anstrengend sind. Im Team und manchmal auch semi-solo. Aber das schweißt zusammen und das macht eine HH aus – zumindest eine HH4HR 🙂
Diesmal wollte ich für mich herausfinden, inwieweit sich HHs voneinander unterscheiden. Es wird ja immer gesagt, dass jede anders ist – und bis jetzt würde ich das bestätigen 🙂 Die Location, der Olympiapark in München, unterschied sich maximal von der in Kaprun. Statt wilder Berge gabs diesmal zivilisierte Parklandschaft. Statt Eimer, Schaufel und Rechen gabs diesmal Kanalrohr und statt „Wir sind alle eine Gemeinschaft“ gabs diesmal „Manchemal sind wir auch 4 Gemeinschaften, die miteinander im Wettstreit stehen“. Alles in allem ein komplett anderes Event.
Glücklicherweise steht man die Sport-Attacken nicht allein durch. Mit ein paar guten Bekannten aus der letzten HH geht sich alles viel einfacher. Wie gesagt: Kanalrohr – aber verschließbar bitte, damit man Dinge, die man hinein tut, nicht einfach so wieder rauskommen. Das ist leichter gesagt als getan. Wenn man im Gearlist-Video gut aufpasst, kann man sich sogar eine Verschlußmethode abgucken. Die hatte allerdings ihre Tücken. Die Verschlüsse, die man im Video sah, machten einen guten Eindruck – auch als ich im Baumarkt davor stand und sie „ausprobiert“ habe. Wie man eben einen Verschluss so ausprobiert: man guckt ob er passt, setzt ihn mal oben auf ein Rohrende und stellt fest, dass innen im Rohr ein Gummi ist. Aha, sitzt fest, wird schon passen!
Das Bild ändert sich, wenn man dann am Olympiasee das Rohr voll Wasser hat (hmm, da fällt mir ein, dass an dem Tag besonders viele Sprüche und Weisheiten über Rohre „den Besitzer wechselten“ 🙂 ). Es zeigt sich, dass das Rohr zum einen ziemlich schwer wird, so ca. 15-20kg, und zum anderen das Wasser ordentlich Druck auf die beiden Deckel am Ende ausübt, sodass es ohne zusätzliche Verstärkung definitiv nicht hält…
(An dieser Stelle setzt leichte Fahrstuhlmusik ein und ein entzückender Werbespot für „Sturmhitze“, das perfekte Mittel, um die Komfortzone auch wirklich zu verlassen flimmert vor dem inneren Auge)
Mist, jetzt haben wir verpasst, wie man das Rohr ordentlich präpariert, damit es hält. Naja, macht nix…Ist alles befestigt, hat man einen neuen „Freund“ – sein (sackschweres) Rohr. Die beste Idee ist, sich gleich damit anzufreunden, denn man trägt es nun die nächsten 4 Stunden mit sich durch die zivilisierte Parklandschaft.
Glücklicherweise ist diese nicht langweilig flach, sondern hat auch ein paar Höhenmeter zu bieten. Die kann man sogleich mit seinem neuen Freund, dem Rohr, erklimmen, um gleich anschließend auf der weiter oben gelegenen Wiese eine neue Spezies kennen zu lernen – den Piperpillar. Ich führe jetzt mal nicht genau aus, was das für ein Tierchen ist. Nur soviel: man selbst ist Teil davon und es hat was mit Halten und Aushalten und sich über die Wiese bewegen zu tun…
Bevor man jedoch die Bekanntschaft dieses possierlichen Tierchens macht, gilt es, die Schnitzer auszuwetzen, die beim Gearcheck aufgetreten sind – und derer gab es tatsächlich vier. Also war die Ansage vier mal 20m Burpee Jumps nen Hügel rauf zu machen – bis einer der Teilnehmer auf die Idee kam zu erwähnen, dass man beim Hyrox 100m machen muss. Wir nun auch 😉 Im Prinzip sind wir damit noch günstig weggekommen, denn einer der Teilnehmer hatte tatsächlich – man stelle sich das mal vor!! – kein Rohr dabei. Wäre ich Krypteia, hätte der Typ zunächst mal 100 Burpees gemacht und anschließend die ganze Gruppe noch 50 zusammen! Aber wir hatten Glück…
Und weiter ging es zur nächsten Station – einem weiteren Hügel. Hier wurde die Gruppendynamik komplett geändert. Wir teilten uns in 4 Gruppen auf und dann hieß es Mannschaftswettkampf. Jede Gruppe hatte seine Rucksäcke und seine Pipes. Zuerst mussten die Rucksäcke den Berg hochgebracht werden, jeder einen. Dann die Pipes. War alles oben, wurden zuerst die Rucksäcke wieder runtergebracht und dann die Pipes. Jeder viermal den Berg rauf und runter, so schnell wie möglich! Alle Vollgas! Jedes Team feuert seinen Läufer an – geniale Athmosphäre! Und um alle wieder zu vereinen, durften wir als große Gruppe anschließend samt Pipe über die 7-Fuß-Wand des Spartan-Sprints.
Im weiteren Verlauf zeigten wir unseren Kanalrohr-Freunden auf diese Weise einen guten Teil des Wettkampfgeländes, auf dem der Spartan-Sprint statt fand. Und damit ihnen nicht langweilig wurde, taten wir das auf viele verschiedene Arten und Weisen – Auf der Schulter, über dem Kopf, im Liegen und bei Walking Lunches und so weiter. Besondere Erwähnung sollten hier sogenannte Pipe-Burpees finden. Diese Übung ist speziell und stellt meiner Meinung nach alle anderen in den Schatten, insbesondere wenn sie im fortgeschrittenen Verlauf einer HH gemacht werden sollen und man schon ein bisschen Sport in den Knochen hat.
Natürlich durfte auch bei dieser Hurricane Heat eine gemeinschaftliche Bau-Aufgabe nicht fehlen und so wurden wir als Letztes beauftragt, ein Floß zu zimmern, auf dem wir unsere Rucksäcke trocken über den Olympiasee schippern konnten. Natürlich galt das „Trocken“-Kriterium nicht für uns selbst und so wurde es am Ende doch noch nass. Ich muss gestehen, ich wäre ein bisschen enttäuscht gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Allerding muss man dazu sagen, dass dieses Jahr das Wetter ziemlich April-lich war, während man letztes Jahr teilweise den Eindruck bekommen konnte, dass schon Hochsommer ist.
Das beste kommt, wie immer, zum Schluß. Nachdem wir den See durchquert und einige sich einigermaßen trocken gelegt hatten, wurden die Floße zurück zum Event-Gelände getragen. Wir liefen stilecht mit „We are the storm“-Rufen ein und absolvierten zu unser aller Unterhaltung die letzten 30 Burpees. Danach gab es wieder das wohlverdiente Dogtag und alle beglückwünschten sich zu dem gelungenen Event.
An dieser Stelle passt ein Fazit ganz gut. Ich bin überrascht, wie unterschiedlich einzelne HHs sein können. Natürlich gibt es einen roten Faden: Die Gearlist, das Besorgen und Vertrautmachen mit der Ausrüstung, der Teamspirit…Allerdings heißt das nicht, dass man genau weiß was passiert. Wenn die Krypteias genügend Fantasie und Kreativität haben – und Gerd und Marco haben verdammt viel davon – dann ist jede HH ziemlich einzigartig. Und wenn man sie in den größeren Zusammenhang mit anderen – „normalen“ 🙂 – OCR-Läufen setzt, dann bekommt der ganze Sport eine neue Facette, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
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