OCR Weltmeisterschaft 2018

Der Saisonhöhepunkt ist da! Dieses Jahr habe ich komplette zehn Monate trainiert, nur auf dieses eine Wochenende, für die OCR Weltmeisterschaft in England (Nähe London), und ich habe das erste Mal das Gefühl, wirklich gut vorbereitet zu sein. Und wie es so läuft, verfliegt die Zeit wie im Flug und so sitzen wir im Flieger von München nach London. Ich habe mit Nicole, Nadine, Sigi, Claudia, Elli, Mike und Robert charmante Begleitung im Flugzeug.

Doch wer glaubt, dass das alle OCR Munich Athleten sind, irrt gewaltig. Bastian, Sophia, Michaela, Carsten, Chris, Ediceh, Annette, Markus, Denny, Stefan und Sven sind bereits vor Ort. Habe ich jemanden vergessen? Ich hoffe nicht!

Der Mietwagen ist schnell ausgeliehen und schon fahren wir auf der LINKEN Seite zum Eventgelände unsere Startnummern abholen. Das dauert seine Zeit, aber wir bekommen bereits einen Eindruck von einigen Hindernissen, da diese entweder direkt im Festivalzelt verbaut oder zumindest auf dem Eventgelände aufgebaut wurden. Was wir sehen ist sehr Griffkraftlastig. Die Anspannung und Vorfreude steigt, vor allem sind wir aber sehr hungrig. Gut, dass es in England so hervorragendes Essen gibt 😉

Modus der OCR Weltmeisterschaft

Die OCR Weltmeisterschaft findet jährlich seit 2014 statt. Die ersten beiden Jahre war Cincinnati in den USA, 2016 und 2017 Blue Mountain in Kanada und 2018 London (England) der Austragungsort. Teilnehmen kann man nach einer erfolgreichen Qualifikation in der Elite oder Agegroup. Jeder Athlet darf theoretisch in vier Rennen starten. Es gibt einen Shortcourse (ca. 3 Kilometer), einen Maincourse (ca. 15 Kilometer) und ein Teamevent (3 Athleten pro Team teilen sich die Aufgaben). Hinzu kommt noch ein optionales Charity Rennen. Wer die Qualifikation nicht geschafft hat muss aber nicht zuschauen. Mit „Journeyman“ kann jeder die Hindernisse im Rahmen eines gesonderten Rennens auf der Originalstrecke testen.

Der Athlet muss natürlich nicht in allen angebotenen Rennen starten. Viele konzentrieren sich auf die 15K-Distanz, Andere eher auf die Kurzdistanz und Manche setzen ihre Energie voll bei der Team-WM ein. Je nach Gusto und gewähltem Ziel. Es ist klar, dass beispielsweise der 15K-Kurs nach einem vorherigen 3K-Start nicht mit 100% Energie gelaufen werden kann. Aber diese Entscheidung ist persönliche Taktik eines jeden Läufers.

3K – Kurzdistanz am Freitag, den 19.10.2018

Das Schöne an einem fortgeschrittenen Alter ist, dass die eigene Startwelle oft etwas später dran ist. In meinem Fall erst um 11:00 Uhr. Das hat der Veranstalter  bestimmt deshalb gemacht, damit die alten Herren (zu denen ich mit Sicherheit als Starter der AK 40 bis 44 gehöre) ihre gewohnten Heizdecken nicht allzu sehr vermissen. Aber Vermutungen beiseite, ich bin voll motiviert! Wir sind schon länger auf dem Gelände und feuern die Elitestarter und die anderen Altersklassen kräftig an und längst kenne ich die meisten, zu absolvierenden Hindernisse. Ich habe bereits vor meinem eigenen Start bereits 8500 Schritte auf meiner Uhr stehen. Kein Wunder, ich laufe von Hindernis zu Hindernis, da immer jemand da ist zum Anfeuern!

Pünktlich um 10:45 Uhr stehe ich im Startbereich und der Moderator gibt sein Bestes um uns einzuheizen. Das gelingt ihm nur bedingt, denn trotz des schönen Wetters ist eine Heizdecke einfach etwas Anderes als 13 Grad Außentemperatur. Hinzu kommt, dass das Level beim Anfeuern mit Coach Pain in den letzten beiden Jahren, an denen ich bereits bei der WM teilnehmen durfte, extrem hoch gesetzt wurde. Dagegen hat es jeder Moderator schwer. Dieser schmale Brite kann leider nicht ansatzweise mithalten.

Bei der Kurzdistanz dürfen immer 10 Starter auf einmal auf den Parcour. Ich bin in der vorletzten Startwelle dran, weshalb ich weit nach 11:30 Uhr starte. Ich laufe locker los, denn ich habe dieses Jahr nur ein Ziel: Band behalten (was die letzten beiden Jahre leider nicht geklappt hat)! Da möchte ich mich beim Laufen nicht auspowern, sondern mir die Kraft für die Hindernisse sparen. Diese lassen auch nicht lange auf sich warten. Erst ein paar Gräben, dann ein paar Balancehindernisse, dann müssen wir Schleppen und schon kommen wir auf das Eventgelände zum Hangeln. Ich habe viel Griffkraft trainiert und das kommt mir zugute. Das Multirig ist kein Problem und ich meistere eins nach dem Anderen. Der Skitch 2.0 fordert mich sehr, denn ich schneide mir an einer scharfen Kante meine rechte Handfläche auf und durch das austretende Blut rutsche ich unglaublich stark. Ich brauche vier Versuche, aber dann ist auch das geschafft. Als letztes Hangelhindernis wartet das Scull Valley (ihr erkennt dieses markante Hindernis gut an den Griffen in Totenkopfform). Heute stellt mich dieses Hindernis vor keine Probleme und ich laufe (nachdem ich nochmal durch den Matsch musste) die Ramp Wall hoch und ich bin im Ziel, mit Band!

Ich bin sowas von glücklich! Mein erstes Teilziel ist erreicht und das erste Band gesichert! Yeeeeeesssss! Ich habe diesmal nach einem strengen OCR Griffkrafttraining trainiert und wie Nici so schön sagt #hardworkpaysoff 🙂

Nun geht es für mich wieder auf die Strecke zum Anfeuern und von meinen Erlebnissen muss ich euch an zwei Beispielen berichten! Als Erstes ist mir Claudia aufgefallen. Die läuft ein so tolles Rennen und meistert die schweren Hangelhindernisse scheinbar mühelos. Ich weiß, dass Claudia so dermaßen gut trainiert hat und sich weiter entwickelt, dass ich fast platze vor Stolz und Freude als sie MIT BAND ins Ziel läuft. @Claudi: Du warst für mich eines der beiden Highlights an diesem Tag! Absolutes Vorbild!

Das nächste Highlight kam mit Ediceh! Diese Frau hat sich ebenfalls extrem verbessert und eine tolle Form erreicht. Beim letzten Hindernis (Scull Valley) muss sie jedoch aufgeben, da die Kraft irgendwann weg ist. Aber wer jetzt glaubt, dass sie das ohne Kampf tut, irrt gewaltig! Über 90 Minuten kämpft sie und absolviert locker 30 Versuche! Ganz ehrlich, meine Arme wären tot, aber Ediceh kämpft wie eine Löwin. Als sie das Band abgeben muss hat sie feuchte Augen, aber ich auch! Vor Stolz auf sie! #proudtobeyourfriend

Wir haben richtig tolle Ergebnisse erreicht und jeder unserer OCR Munich Starter hat ein tolles Rennen geliefert!

Auf die 3K möchte ich vor allem folgende Ergebnisse hervorheben:

  • Michael Witzlinger erreichte Platz 139 in der Altersklasse 30-39 in einer Zeit von 29:40
  • Markus Häusler erreichte Platz 46 in der Altersklasse 40-49 in einer Zeit von 26:54
  • Stefan Hammerl erreichte Platz 79 in der Altersklasse 40-49 in einer Zeit von 30:24

Fazit des ersten Tages:

Die Kurzdistanz ist ein sehr interessantes und schnelles Rennen. Absolut empfehlenswert! Aber auch heute haben sich ein Teil der Läufer bereits offene Hände, Blasen oder sonstige Blessuren geholt. Das ist nicht optimal für das Hauptrennen, aber meiner Meinung nach wert. Unsere OCR-Munich Läuferinnen und Läufer haben alle tolle Leistungen gebracht. Ganz egal ob mit oder ohne Band…. ich konnte bei allen Fortschritte beobachten, mir aber auch Ideen für das Training holen. Die Organisation, Strecke und Hindernisse waren 1A. So ganz anders als bei der Europameisterschaft! So soll ein Rennen sein!

15K – Hauptdistanz am Samstag, den 20.10.2018

Nach einer langen und geruhsamen Nacht (ja, meine Altersklasse startet wieder erst um 11:00 Uhr und ich habe viel Zeit in der Früh zum Frühstücken), stehen heute 15 Kilometer und 100 Hindernisse an. Ich freue mich wie ein Kind sich auf seinen Geburtstag freut, drauf! Dafür betreiben wir diesen Sport. Natürlich sind wir wieder viel früher als nötig auf dem Eventgelände, wollen wir doch alle anderen Starter auch anfeuern, was wir auch intensiv tun. Im deutschen Team haben wir alle ein tolles Verhältnis! Jeder feuert jeden an und Konkurrenz ist ein Fremdwort. So sollte es immer sein.

Mein eigener Start verläuft unspektakulär. Es ist mittlerweile schön warm und ich unterhalte mich auf den ersten Metern der Laufstrecke mit einem netten Kanadier der das erste Mal in England ist und das Land (bis auf den Linksverkehr) super findet. Dito! Die ersten Gräben überwinde ich, einen Barbed Wire Crawl ebenfalls und nun heißt es erst einmal Schleppen und Ziehen. Sandsäcke, Farmers Walk (zwei Taschen mit Steinen) und andere, kraftraubende Kleinigkeiten. Dazwischen gibt es immer wieder Schlamm, Schlamm, Schlamm. Das scheint hier in England irgendwie besonders beliebt zu sein. Deshalb sagen auch viele hier „Mudrace“ zu diesem Sport. Ich zähle die Hindernisse mit und schon sehr schnell bin ich bei über 20. Die Laufstrecke ist toll! Es geht viel durch den Wald, immer wieder durch Wasser und Schlamm und die Vielfalt der Hindernisse ist einfach genial. Es gibt immer wieder anspruchsvolle Hindernisse (z.B Hängende Seile über einen Fluß die überwunden werden müssen, Spinning Wheels über einen Teich etc.) aber auch Spaßhindernisse wie Rutschen, Slides etc.

Ein Hammer ist heute der Stairway to Heaven (A-Frame). Das Hochklettern geht gut, aber oben ist der Transfer bestimmt 1,20m breit. Ich schaffe es mit meinen langen Armen gut, aber ich leide mit den Damen und ihren kurzen Armen mit! Viele fallen runter und verlieren das Band.

Ich merke gar nicht wie schnell die Zeit vergeht und bald schon sehe ich, dass die Hälfte der Strecke schon geschafft ist. Das Multirig wurde heute etwas umgebaut, so dass hier ebenfalls viele Läufer scheitern. Bei mir klappt das jedoch ganz gut, und auch die nächsten Hindernisse klappen ebenfalls sehr gut und besser als gedacht. Immer wieder müssen wir laufen, was sehr angenehm ist, da die Arme wieder etwas ausgelockert werden. Die Streckenplaner haben die Hindernisse wirklich mit Köpfchen angeordnet. Großen Respekt dafür! Falls jemand von den EM-Planern mitliest….: Nehmt euch ein Beispiel! Das ist OCR und nicht Ninja Warrior wie bei euch!

Bei dem Skitch 2.0 bereitet mir meine von gestern verletze Hand etwas Probleme, so dass ich hier drei Versuche brauche. Nun schleppe ich die schwere Bombe und ich fühle, dass meine Arme müde werden. Aber es ist nur noch ein Hindernis bis zur abschließenden Ramp Wall. Das Scull Valley.

Gestern ging das sehr gut, aber heute gehen mir kurz vor dem Ende die Finger auf. Meine Unterarme sind dicht! Oh nein! Mir geht der gestrige, glorreiche Kampf von Ediceh an diesem Hindernis durch den Kopf. Ich zwinge mich zu 20 Minuten Pause, nehme ein Gel zu mir und versuche es erneut. Keine Probleme, die Glocke bimmelt! Ich freue mich wie ein Kleinkind über sein erstes Fahrrad! Jetzt weiß ich, dass mir heute niemand mehr das Band nehmen kann! Ich steige auf die Ramp Wall, laufe ins Ziel und bin überglücklich!

Auf zum Anfeuern!!! Sigi ist auf der Strecke und sie hat aufgrund ihrer verletzten Hand früh das Band abgegeben. Aber sie versucht jedes Hindernis und wir feiern sie dafür. Sie ist glücklich, genießt das Rennen und ist schmutzig wie ein Ferkel. OCR in seiner „reinsten“ Form 🙂 Sigi ist sehr spät gestartet (erst 13:30 Uhr) und so dauert das Finish, aber wir haben Spaß beim Anfeuern, es ist einfach schön.

Wie sich nun herausstellt, haben lediglich ca. 12% der Damen ihr Band behalten können. Meist lag es heute am Stairway to Heaven. Ich bin mir jedoch sicher, dass der Veranstalter daraus lernt. Das ist meist eine Folge der mangelnden Spannweite.

Die Strecke, die Hindernisse die Stimmung waren heute wirklich prima. Ich bin restlos begeistert, auch wenn es mir schon leid tut, dass es heute für die Damen so schwer war das Band zu behalten.

Ich habe leider nicht alle unsere Läuferinnen und Läufer auf der Strecke sehen und anfeuern können, aber ein paar Leuten möchte ich ein paar Worte mit auf den Weg geben:

Sigi: Du hast heute mein Herz erwärmt mit Deiner guten Laune! Sch… auf das Band, Dir hat man angesehen, dass Du das Rennen genossen hast!

Ediceh, Claudi: Ihr wart heute total gut drauf und habt das Rennen genossen. Ich fand das sehr, sehr angenehm und ganz ehrlich….. nach dem Hammertag gestern habt ihr heute das Beste aus dem Rennen gemacht was ging!

Mike: Glückwunsch zu Deinem Finish mit Band! Wieder eine geile Leistung!

Sophia: Du hast eine so coole Saison hinter Dir! Heute hat es mit dem Band nicht geklappt aber Du hast gekämpft und nächstes Jahr kommst Du stärker wie je zuvor zurück! Lass Dich bloß nicht entmutigen!

Markus: Junge, Junge was war das wieder für eine Leistung!!! Wo soll das noch hinführen? Glückwunsch!

Stefan: Du bist der Wahnsinn! Tolle Leistung!

Robert: Super Leistung Junge! Hat richtig gut ausgesehen was Du gemacht hast.

Bastian: Heute musstest Du gesundheitsbedingt leider aufgeben. Aber es war die richtige Entscheidung und nächstes Jahr bist Du stärker als jemals zuvor! Kopf hoch!

Folgende Ergebnisse möchte ich extra erwähnen:

Michael Witzlinger erreichte in der AG 30-34 Platz 122 in einer Zeit von 2:21:02

Markus Häusler erreichte in der AG 40-44 Platz 46 in einer Zeit von 2:06:24!!!

Stefan Hammerl erreichte in der AG 45-49 Platz 30 in einer Zeit von 2:27:37

Fazit des zweiten Tages:

Ein unglaublich schöner Kurs mit tollen Hindernissen aller Art! Wider Erwarten konnten heute die guten Läufer trotz 100 Hindernissen punkten! So wie es sein soll. Der Kurs war flach, aber trotzdem kamen auf die 15 Kilometer ca. 350 Höhenmeter hinzu. Alle Läufer unseres Vereins haben tolle Leistungen gebracht und waren im Ziel zufrieden mit sich selbst. Auch wenn wir noch nicht wissen wo die WM 2019 stattfinden wird, ich hätte nichts gegen eine Wiederholung hier!

 

3. Tag – Team Relay am 21.10.2018

Die Regeln im Team Relay sind recht einfach. Es gibt drei Läufer mit Kernzuständigkeiten. Einen Läufer-Teil, einen Kraft-Teil und einen Technik-Teil. Und dann gibt es noch drei gemeinsam zu bezwingende Hindernisse. Gewinner ist das Team, welches am Schnellsten  alle Aufgaben meistert und wieder im Ziel ist. Gestartet werden kann als Damen- Herren- oder Mixed-Team in den Kategorien „Professional“ und „Open“.

Als OCR Munich hatten wir mehrere Teams am Start die ihre Aufgaben mit viel Spaß und Begeisterung erledigt haben. Ich persönlich war sehr stolz darauf mit Marc Sund und Ediceh starten zu dürfen. @Ediceh Entschuldige, dass Du als Mädchen den Kraft-Part machen musstest! Eigentlich peinlich für uns Jungs, oder? @Marc: Sorry, dass wir Dich in der Wechselzone kurz übersehen haben. Und das nach der tollen Leistung als Techniker…..sorry 🙂

Das Team-Relay wurde von allen mit viel Leidenschaft und großen Aufwand gelaufen und wir konnten tolle Ergebnisse einfahren.

Besonders erwähnenswert finde ich jedoch zwei Teams:

Team Germany mit Nicole als Technikerin: Das Professional-Damen Team „Team Germany“ erreichte einen hervorragenden 13ten Platz in der Professional Wertung! Herzlichen Glückwunsch hierzu!!!

Team OCR Munich-orn mit Sigi, Nadine und Elli: Drittletztes Team in der Open-Kategorie! Hört sich nicht so dolle an, oder? Aber das Gegenteil ist der Fall. Wer dieses Team kämpfen gesehen hat, der weiß was ich meine! Respekt Mädels! Ganz ehrlich, manchmal zählt nicht die Zeit und auch nicht das Ergebnis, nur die eigene Leistung!

Hier ein paar Bilder aus dem Team Relay:

Fazit:

Ich denke, dass diese Weltmeisterschaft allen Teilnehmern für immer in Erinnerung bleiben wird. Wir hatten alle einen gute Zeit zusammen und jeder nimmt Erinnerungen mit nach Hause die man nie wieder vergisst! Wir alle sind motiviert für nächstes Jahr. Wir wollen wieder dabei sein und unsere Leistungen weiter verbessern. Natürlich freuen wir uns über Verstärkung!

Was man da bekommt? Unvergessliche Erlebnissen und die hier:

Hier noch eine statistische Auswertung aller Ergebnisse, aufgeteilt nach Altersklassen:

Euer Uwe

Und nun noch viel, viel mehr Bilder!