Thüringer Trails Deluxe
Am Sonntag, dem 04.11. fand in Mühlberg in Thüringen der Legend of Cross: Castle Hill statt. Dabei handelt es sich nicht um einen typischen OCR-Lauf. Stattdessen könnte man ihn als hindernis-orientierten Crosslauf bezeichnen, bei dem alle Hindernisse läuferisch überwunden werden können. Als Starter hat man die Auswahl zwischen drei verschiedenen Distanzen – 10km, 17km und 27km.
Mühlberg liegt direkt neben den Drei Gleichen, den mittelalterlichen Burgen Mühlburg, Waxenburg und Burg Gleichen, die ihren Namen dem Umstand verdanken, dass sie der Sage nach am 31. Mai im Jahre des Herrn 1231 alle von einem Kugelblitz getroffen wurden und hernach wie drei gleiche Fackeln lichterloh brannten. Dieses Ereignis stellt auch die Grundlage für den „Dreinschlag“ dar, einem Feuerwerksspektakel, das auch heutzutage noch gefeiert wird. Kultur: Check!
Auf den Weg nach Mühlberg machten sich Mitch, Florian, Sven und Lars, alle mit unterschiedlichen Zielen. Während Mitch sich die 17km mit der Waxenburg und der Mühlburg vorgenommen hatte, wollte Florian die 10km-Strecke über die Mühlburg rocken. Sven und Lars griffen die 27km-Distanz an, die sich über alle 3 Burgen erstreckte. In Mühlberg stieß auch Daniel noch zur Gruppe, der sich vor Ort entschied, die 17km zusammen mit Mitch zu absolvieren. Da OCRler universal-trainiert sind, haben sie natürlich auch Erfahrung im Laufen nach Schlafentzug. Das war auch gut so, denn der Aufbruch in Heimstetten war zur unchristlichen Zeit von 04:00 Uhr auf dem Parkplatz beim Kelten anberaumt.
Natürlich absolvierten wir eine Punktlandung um halb 8 in Mühlberg und es blieb noch ausreichend Zeit bis zum Start der 27km-Läufer (09:00 Uhr) für das Abholen der Startunterlagen und das Aufwärmen vor den Lauf. Der Startschuß fand in Form eines wahren Donnerschlags aus einer mittelalterlichen Kanone (die hieß wahrscheinlich Berta oder so) statt und alle stürmten los. Der Wettbewerb auf der 17km Strecke startete erst später um 11 Uhr und die 10km-Sprinter sollten sogar erst um 12 Uhr loslegen. Um es kurz zu machen: die Strecke konnte mit ihren ca. 900 (respektive ca. 600 bzw. ca. 300)Höhenmetern voll überzeugen. Von kurzen Teer-Passagen über felsige Waldtrails bis hin zu weichen Singletrails gab es das ganze Spektrum an Laufspaß unter die Schuhsohlen. Das ganze natürlich gespickt mit giftigen Anstiegen, die dem Läufer sein letztes Quentchen Energie abverlangten.
An dieser Stelle muss der Laufladen Erfurt erwähnt werden. Ein paar seiner Mitglieder haben sich strategisch mit Rauchbomben, Trommeln und „wilden“ Läuferbieren am letzten und steilsten Anstieg zur Mühlburg hinauf platziert und den Läufern aber so richtig den Marsch geblasen. Man konnte sie schon von weitem hören und als man sie dann erreicht hat, wurde man durch Plakate mit motivierenden Sprüchen („Du hast etwas verloren: Deine Geschwindigkeit!“) von jubelnden und anfeuernden Menschen, buntem Rauch und Trommeln den letzten Anstieg geradezu hinaufgepeitscht. Nur um dann oben endgültig das Gefühl zu haben, dass sich die Lunge nach außen stülpen möchte während die Beine unter einem wegsacken! Schließlich ging es „rüber“ zur Mühlburg und dann nur noch bergab.
Zu den Hindernissen sei gesagt, dass sie aus (technischer) OCR-Sicht unspektakulär waren. Das heißt natürlich nicht, dass sie nicht den hindernis-üblichen Rythmusbruch verursachten. So war der Tire Carry auf die Burg Gleichen durchaus zäh. Im Vorjahr konnte man auf diese Burg hoch joggen und oben wurden Sandeimer getragen. Und auch die Kriechnetze unterwegs waren nicht ohne, da man sich dort gern einmal verhedderte (wenn man kroch, was man als OCRler natürlich nicht macht – aber als Läufer 🙂 ). Unterwegs gab es immer mal wieder was zum Drüberkrabbeln, wie z.B. Container mit Reifen, Strohpyramiden, ein Holzgerüst (das später gesperrt wurde) oder Wände. Und für die Psyche ging es auch ab und an durch ein kleines Nass. So war gleich zu Beginn ein kleiner Wassergraben, über den man jedoch leicht hinüber springen konnte und auch nach ca. 12km wurde es noch einmal feucht – allerdings auf die unangenehme Art, denn das Gewässer stank, als ob da grad ein Tier drin verendet war. Am besten waren die drei mud holes kurz vor Zieleinlauf, die ordentlich tief waren. Hier gab es auch die meisten Zuschauer. Und da man die johlende Masse, die die Läufer mit „Arschbombe, Arschbombe!“-Rufen empfing, nicht enttäuschen wollte, ließ man sich erst vom netten Feuerwehrmann am Streckenrand mit Hochdruck sauber spülen, um anschließend eine – wie soll es anders sein – Arschbombe in das letzte mud hole zu platzieren. Ein Spaß für alle 🙂
Dass es kein typischer OCR-Lauf ist, spiegelt sich in den Teilnehmern wider: es sind zum großen Teil Läufer und Triathleten am Start. Dadurch gewinnt der Lauf an Härte und die doch recht raren Hindernisse wirken nicht so stark, wie der Druck, den man über die ganze Distanz aufrecht erhalten muss. Und auch an den Ergebnissen zeigt sich der Charakter des LoC noch einmal deutlich. Als OCRler mischt man eher im Mittelfeld mit, es sei denn man heißt Charles Franzke 🙂 Mitch und Daniel kamen (beide mit exakt derselben Zeit von 2:17:10h) auf der 17km Distanz als 331. und 332. von 508 Finishern ins Ziel. Sven landete mit weniger als 3 Stunden (2:56:31h) auf einem starken 62. Platz deutlich im ersten Viertel der 266 Finisher auf der 27km Strecke und Lars konnte sich mit 3:20:37h und einer Verbesserung um gut 25 Minuten im Vergleich zum Vorjahr auf den 137. Platz kämpfen. Florian entschied sich kurzfristig, seine 10km zusammen mit den 17km-Startern zu absolvieren (da er keine weitere Stunde bei doch recht kühlen 7 Grad Lufttemperatur und Nebel ausharren wollte). Daher lief er außer Konkurrenz und war nach 1:29h wieder im Ziel.
Nachdem wir im Anschluß an das Rennen alle noch eine Kleinigkeit gegessen hatten (bei einem netten Plausch mit Charles) machten wir uns wieder auf den – für einen Daytrip – doch recht langen Rückweg. Am Ende des Tages konnte jeder eine weitere schöne Medaille seiner Sammlung hinzufügen und in Erinnerung an die schönen Trails schwelgen. Jetzt kann das letzte Highlight des Jahres kommen.
P.S: Wir freuen uns und bedanken uns bei Michael Schröder (OCR Bilder, OCR Germany) für die tollen Aufnahmen, die er während der Veranstaltung von unseren Teilnehmern gemacht hat! Richtig cool!!!