von Steffi und Karsten
Berge. Berge besteigen. Wandern. Alles nicht unbedingt die Stärke und das Liebste, was Karsten so macht. Steffi schon. Und frei nach dem Motto „happy wife, happy life“ ist Karsten natürlich mit dabei.
Und was Karsten gerne macht, ist das Erreichen besonderer Ziele. Was liegt also näher, als „einfach mal“ einen knapp-6000er zu besteigen. Yeah – lasst uns den Kilimanjaro erklimmen! Aus einer fixen Idee im August 2022 wurde schnell eine Planung und damit eine der beeindruckendsten Reisen, die wir je gemacht haben.
Zum Glück kennen wir verrückte Menschen und so haben sich neben uns noch Jana und Michi, beide aus dem OCR Munich, dazu Marcel, ein alter (Wander)Kumpel, Margarethe und Daniel (Mama und Bruder von Michi 😉) eingereiht.
Ab August wurden alle verfügbaren Youtube-Videos angesehen und unser erstes Hindernis auf der Reise war die Packliste. Was gehört in den Koffer, ist ein Rucksack besser als ein Duffel-Bag, was tragen die Porter (Träger), was muss man selbst schleppen, wie kalt wird es auf 5000 Meter…….mit der Liste langweile ich euch hier nicht, noch weniger mit den Diskussionen über eben diese. Es hat gedauert, aber am Ende war alles gut und richtig verpackt. Ein Tipp noch: Wenn jemand sagt oder schreibt, man solle ein Buch mitnehmen – spart es euch. Ihr kommt eh nicht zum Lesen. 😀
Auf eine solche Reise muss man natürlich vorbereitet sein. Höhentraining haben wir mangels Gelegenheit nicht durchgeführt, aber wir waren wandern. Viel wandern. Neben einigen „normalen“ OCR’s wurden 2022 noch 25 Gipfel, inkl. Zugspitze, abgearbeitet. Ja, wir fühlten uns recht gut vorbereitet.
Am 01. Januar um 15:25 Uhr startete unser Flieger. Paris, Nairobi und dann Kilimanjaro International Airport. Ohne Visum für Kenia, da wir nur im Transit waren, somit war die Einreise nach Tansania dann auch (nach kurzer Diskussion) ohne Gelbfieber-Impfung möglich. Am Flughafen stand das Gepäck (13 Koffer und Taschen),
draußen wartete unser Transport, alles hat perfekt funktioniert. Aus dem Flieger hatten wir alle das erste Mal die Gelegenheit, „unseren“ Berg zu betrachten. Ui, schon hoch. Die Nervosität stieg.
Angekommen in Afrika! Erstmal essen, schnell informieren wie es weiter geht, kurze Besichtigung der Stadt und dann schlafen.
03. Januar, Aufstieg Tag 1. Eine nette, leichte Wanderung, Start auf 1800 Metern. Bis kurz vor 3000 Meter ging es hoch, 1153 Meter Anstieg. Witzig, dass das rückblickend super easy war. Es ging durch wunderschöne Natur, Regenwald.
Leider auch mit Regen. Die Klamotten schon etwas nass haben wir auf 2835 Meter unser erstes Zeltlager erreicht, das Machame Camp.
Hier muss ich erklären, wie so eine Reise abläuft. Einfach mal so auf den Berg darf niemand. Das Ganze funktioniert nur mit einer gebuchten Tour und einer ganzen Menge „Personal“, die sich um das Gepäck, die Sicherheit, das Zeltlager, das Essen und um das allgemeine Wohlbefinden der Touris kümmern. Unsere Gruppe von 7 Wanderern hatte sage und schreibe 20 (!!) Personen dabei. Ein Guide, zwei second Guides, ein Koch und 16 Porter. Unfassbar.
Als Touri trägst Du nur Deinen Tagesrucksack, alles andere wird übernommen. Und wenn Du Deiner Freundin mal den Rucksack abnehmen magst, wird Dir das nicht erlaubt – das übernimmt einer der Guides etc. Es geht allen darum, dass Du Spaß hast und vor allem, dass Du am Gipfel ankommst.
Wenn Du das Zeltlager verlässt, baut die Mannschaft alles ab. Auf dem Weg wirst Du dann von den Jungs und Mädels mit irre großen Gepäckstücken auf dem Kopf, Rücken etc. überholt
– damit das Lager schon aufgebaut ist, wenn Du ankommst. Irre. Und was unser Hr. Laurent (der 3-Sterne-Koch) auf einer Gasflamme alles zaubert, davon kann sich manches Restaurant eine Scheibe abschneiden. Selbst auf Vegetarier und Laktoseintoleranz wurde Rücksicht genommen. Fleisch, Nudeln, Reis, Eierspeisen, Pfannkuchen, ja, sogar Pizza wurde uns serviert.
Schnell war auch eine weitere, große Aufgabe der Guides zu erkennen. Hakuna Matata anstelle von Haraka Haraka war das Motto. Also immer langsam, mit Ruhe, sehr geringes Tempo, nur nicht zu schnell bewegen – damit die Akklimatisierung gut funktioniert. Gar nicht so leicht, sich an das wirklich gemütliche Tempo zu gewöhnen.
An Tag 2 ging es zum Shira Camp. Nur 5,53km mit 826 HM. Das hat nicht mal für die 10.000 täglichen Schritte auf der Garmin gereicht – man munkelt, es gab Touris, die mit wedelnden Armen durch das Camp gelaufen sind……. 😀
Der Weg zum Shira Camp war eher eine leicht bewachsene Wüsten-Steppe mit schönen Disteln und einigen grünen Flecken. Dass es sich hier um einen Lava-Berg mit wenig Vegetation in der Höhe handelt, wurde langsam klarer. Es war neblig, feucht, wenig gemütlich und auch eher kalt.
Am nächsten Morgen klarte der Himmel auf, zumindest zum Frühstück. Danach wieder feuchte, neblige Luft. Tag 3. Der Lava-Tower stand auf dem Programm. Und damit das erste Mal auf gut 4500 Metern. Knapp 11 km waren zu wandern, mit gut 800 HM rauf und fast 700 runter. Hier zeigte sich, wie unterschiedlich Menschen auf die Höhe reagieren. Manche fühlten gar nichts, manche taten sich mit Bewegung etwas schwer, andere ließen sich das Essen ordentlich durch den Kopf gehen. Mehrfach.
Ohne Namen zu nennen – ich bin so stolz auf uns alle, dass wir weiter durchgezogen haben!
Geschlafen wurde im Barranco Camp. Im Zelt ist auf knapp 4000 Metern Höhe jedes Umdrehen schon schwierig. Kopfweh von leicht bis pochend und schwer war an der Tagesordnung. Wie unsere Porter es hier noch schaffen, alles für uns zu schleppen und dann aus Spaß noch Liegestütze zu machen, ist mir unbegreiflich. Und nein, wir haben keine mitgemacht.
Tag 4 war ein Akklimatisierungs-Tag mit gut 5 km Strecke, es ging rauf und runter, 427 positive HM zeigte die Garmin am Ende. Eher einfach und gerade für die unter uns, die von der Höhenkrankheit fies erwischt wurden, ein sehr wichtiger Tag. Das Ziel war das Karanga Camp.
Belohnt wurden wir mit schönen Pflanzen und Felsformationen. Ein paar Tiere haben wir auch gesehen, vor allem Mäuse (sehr neugierig und sie lieben Popcorn) und Geierraben, die uns an nahezu jedem Camp begleitet haben.
Ab Tag 5 hatten wir superviel Glück mit dem Wetter. Blauer Himmel, mal ein paar Wolken, aber insgesamt viel Sonne. Das lässt die Laune steigen! Dazu noch eine sehr kurze Tour, knapp 4 km mit gut 600 HM, bis in unser „base-camp“, das Barafu-Camp. Hier gab es gegen 17 Uhr die Henkersmahlzeit, danach ab ins Zelt und schlafen, so gut es ging.
Um 23 Uhr wurden wir geweckt. Die Stimmung war so lala, da es gesundheitlich einigen nicht wirklich gut ging. Die 4 Stunden haben nur wenig Schlaf gebracht und jetzt hieß es „Nachtaufstieg“. Vorher ein paar Kekse und dann ging es…….sehr, sehr, SEHR langsam gegen 0:30 Uhr los.
Wir waren wirklich extrem langsam. Einige standen kurz vor dem Aufgeben, andere wären am Liebsten losgejoggt – der Berg macht, was der Berg machen will. Viele Pausen. Guides, die uns gut zugeredet haben, gesagt haben, dass Übelkeit normal ist. Die große Botschaft war „schaltet den Kopf aus“, ihr müsst da jetzt drüber, dann kommt ihr alle oben an.
Auch wenn wir es nicht geglaubt haben – es hat gestimmt, wir sind alle oben angekommen. Ein irre schöner Sonnenaufgang
hat uns die letzte halbe Stunde begleitet, kaum eine Wolke am Himmel. Und dann waren wir oben, am Stella Point. Natürlich mit der OCR-Fahne!
Insgesamt war der Aufstieg gut 5 km lang mit ordentlichen 1200 HM.
Auch oben hat der Berg wieder sehr unterschiedlich gewirkt. Bei mir war auf einmal alles gut, ich bin trotz der Höhe noch im Laufschritt zum nächsten Punkt, dem Uhuru Peak, als wäre das alles nichts. Andere fühlten sich auf einmal wie angetrunken, manche einfach nur müde. Es ist nicht zu trainieren, was da oben erlebt wird – gerade das macht es aber auch spannend.
Nach den Gipfelbildern ging es zurück in unser Lager, kurz ausruhen und dann runter bis auf 3100 HM, wo wir unser letztes Nachtlager im Mweka Camp bezogen. Runter geht einfacher, ist aber nicht zu unterschätzen. Die Knie melden sich bei 2500 HM Abstieg schon ordentlich. Toll war, dass hier alles an Höhenkrankheit vorbei war und wir die Zeit genießen konnten.
Im letzten Camp dann noch ein Highlight. Unsere Mannschaft verabschiedete sich mit Gesang, Tanz und natürlich Liegestützen von uns. Das Trinkgeld wurde verteilt, alle waren happy und es ging an die letzten knapp 10 km, bis wir wieder auf ca. 1700 Meter Höhe angekommen waren.
Glücklich und zufrieden haben wir unser „Mountain Climbing Certificate“ in Empfang genommen, nochmal gemeinsam gegessen und sind singend im Bus zu unserer Lodge gefahren.
Über unsere Heimreise mit gecanceltem Flug, abgenommenen Pässen und nicht angekommenem Gepäck schreibe ich hier nichts weiter – der Satz muss reichen. 😀
Was ist abschließend zu sagen? Der Berg ist technisch nicht anspruchsvoll. Es sind gut 60 km, die nur ganz kleine und einfache Kletter-Passagen beinhalten. Die Höhenmeter sind auch gut machbar, weil sie auf 6 Wanderungen verteilt sind.
Die sanitären Einrichtungen sind teilweise schwierig, aber immer noch okay. Steh-Toiletten (passt auf euer Handy auf!!!!!!! 😀 ), wenig Wasser (eine Schale zu zweit morgens zum Waschen), das war es. Schlafen im Zelt ist dann okay, wenn der Schlafsack warm und das Zelt trocken hält. War nicht immer so, aber insgesamt ging auch das.
Die Höhe ist der Faktor, der unberechenbar ist. Das muss tatsächlich jeder für sich herausfinden, wie sie wirkt.
Lohnt sich die Reise? Der Weg ist ab Tag 4 nicht mehr sonderlich toll anzusehen, viel Lava-Gestein, wenig Vegetation. Und für mich bewahrheitet sich der alte Spruch:
Wer den Kilimanjaro nicht besteigt, ist dumm. Wer ihn ein zweites mal besteigt, auch.
Es war ein irres Erlebnis, wir waren die beste Reise-Gesellschaft ever und ich bin dankbar!
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