Spartan Race Valmorel – 2019 beginnt mit einer Grenzerfahrung

von Anett

Nach 3 Wochen Urlaub in Thailand bei 33 Grad auf einer schönen Insel, kam ich am Freitag den 25. Januar um 13 Uhr ins furchtbare Münchner Winterwetter nach Hause. Die Weihnachtspause und der Wohlstand hatten meinem Körper eine 2 monatige Trainingspause und ein paar deutlich sichtbare Pfunde mehr verschafft.
„Vernünftigerweise“ stieg ich 2 h nach Ankunft in München ins Auto und fuhr 6 h am Stück allein zum Genfer See. In einem einfachen Hotel übernachtete ich, um am nächsten Morgen um 6 Uhr aufzustehen.

Der Start zu meinem ersten Lauf, ein Winter Spartan Super, im Jahr 2019 war in Valmorel auf 1.100 Meter Höhe um 9 Uhr angesetzt. Die Temperaturen bei 10 Grad Minus, keine Sonne und ca. 50 cm Neuschnee. Etwas widrig.

Ich fasse zusammen: Jetlag, 800 km Autofahrt, 44 Grad Temperaturdifferenz, 1100 Meter Höhenunterschied, übermüdet, untrainiert … ich nehme vorweg: ich wurde bestraft.

Am Start war ich noch guter Laune. Ich kannte ja Valmorel vom letzten Jahr. Da war ich echt begeistert. Im Start Bereich traf ich Tina Multhaupt mit einer Freundin. Sowas ist immer nett, und ich mag Sie gern. Aber Tina ist eine andere Liga als ich, und ich sah eigentlich nur kurz die Rückseite.

Startmauer geschafft. Puhhh, keiner hat gemerkt, dass mir die schon schwer viel. Dann Start, und ab in den 50 cm Tiefschnee. Komisch, wenn man eigentlich gar nicht laufen kann. Jeder Schritt musste hier erkämpft werden. Die Hindernisse Spartan Standard. Ich kämpfte im ersten Hang ganz am Anfang gegen die Inverted Wall. Nach fast 15 Anläufen gab ich auf und machte meine ersten Burpees. Es sollten noch viele folgen.

Normalerweise brauch ich so 5 km um warm zu werden und irgendwann ist dann alles gut und ich kann laufen und laufen und laufen. Dies war der erste Lauf, wo dieser Punkt nie kam. Der Schnee ermöglichte kaum etwas anderes als gehen. Die Höhenmeter waren gigantisch. Die Luft wurde dünn. Die Carry Sandsäcke waren gefrorene Steine. Diese im Tiefschnee den Berghang hochzutragen war schlimmer als in Oberndorf beim Beast. Ich dachte ständig ans Aufgeben. Aber runter laufen? Irgendwann dachte ich, jetzt müsste ich die Hälfte haben. An der ersten Station dann die Nachricht, die ersten 4 km geschafft. Ich hätte heulen können. Man war hier eigentlich schon fertig, und dabei sollte es jetzt erst in den richtigen Berg gehen. Ich spürte wie die Luft dünn wurde, die Hände kalt. Man konnte ja nie richtig laufen. Es heißt so schön „wer läuft friert nicht“, ich friere eigentlich nicht nie, aber hier? Nass, kalt und kein Laufen möglich. Meine Hände konnte ich nicht mehr schließen. Zum Glück sammelte mich eine andere Läuferin auf und sagte, Sie läuft mit mir. So wurde das ganze erträglicher. Oben am Gipfel haben wir sogar eine halbe Stunde Sonne erwischt. Man kann mit so wenig glücklich sein.

Der Kampf meines Lebens über die große Mauer.

 

Dann noch eine andere Gemeinheit. Immer wieder bis zur Hüfte ins eiskalte Wasser. Die kurze Hose war keine gute Idee. Als wir durch einen Fluss unter der Straße durchlaufen mussten, versuchten viele auf den Eisschollen an der Seite zu laufen. Ich lief mitten durch. Da meine Beine schon lange gefroren waren, merkte ich nicht, dass meine Waden wie mit Rasierklinken an den Eisschollen aufgeritzt wurden.

Kurz vor Ende noch ein paarmal Burpees an den Hindernissen. Die Dinger machen in so einem Fall sogar Spaß, die Ketten schleppen war eine Wohltat, denn das Ziel war in Sicht.

Das Feuer war schon runtergebrannt, ich war ja eine der Letzten. 

Egal, am Ende gab es die Medaille, und die war diesmal hart erkämpft.

Das härteste und qualvollste Rennen meiner OCR Geschichte. Für einen Super brauchte ich am Ende 6 Stunden 32 Minuten. Ich war 441 von 441 Startern!

Auf der Rückfahrt rief ich meine Mama an, und erzählte meine Leidgeschichte.  

Ihre kluge Antwort: „Du wolltest doch Grenzen, jetzt hast Du sie“ Und genau an der Stelle musste ich schmunzeln und war froh, den Lauf gemacht zu haben. Ja, das ist einer der Gründe warum ich OCR Läufe mag. Der Sport zeigt einem manchmal einfach Grenzen. Schöne Erfahrung und Motivation, besser zu werden.

Eure Anett

 

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