OCR Series World Finals 2018

Wow, was war das für ein Brett? Mein 103tes Rennen war definitiv mein bisher Härtestes! Aber erlaubt mir, etwas auszuholen.

Mit Begeisterung laufe ich seit einiger Zeit die OCR Series von Strong Viking und habe euch auch schon öfter darüber berichtet. Ich mag die Hindernisse und ich mag die Stimmung dort. Auch wenn man wirklich lange Fahrten hat, diese haben sich bisher immer gelohnt! Die OCR Series ist nichts anderes als der Elitestart des Strong Viking. Jedes Rennen bringt (abhängig vom Ergebnis) Punkte und die besten 200 Läufer qualifizieren sich für das OCR Series World Final. Dieses sollte 2018 im holländischen Nimwegen stattfinden.

Dieses Jahr haben sich Markus und ich für das Finale qualifiziert und wir wollten uns das auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn das bedeutet, dass wir drei harte Wochenenden (OCR Series, OCR Europameisterschaft und die Spartanrace Europameisterschaft) innerhalb von drei Wochen haben werden und eine Anfahrt von acht Stunden.

Am Freitag fahren wir also die 740 Kilometer ins holländische Nimwegen und übernachten im Hotel. Unser Start wird am Samstag erst um 18:30 Uhr sein, was für uns ein ausgiebiges Frühstück, aber auch eine lange Wartezeit bis zum Start bedeutet. Der Veranstalter hat uns diese jedoch etwas versüßt, denn für die Athleten der OCR Series gibt es eine eigene Chill-Area mit Liegen, eigenen Toiletten und eigenem Bag Check sowie kostenlosen Getränken.

Diesmal gibt es eine eigene Pressekonferenz mit den Top-Athleten wo man so Einiges, Wissenswertes lernen kann. Mein Fazit der Pressekonferenz: „Schlaft mehr!“ Wir unterschätzen den Wert des Schlafs.

Wir treffen viele, nette Leute aus der OCR Family und die Stimmung ist gut, auch wenn alle Starter etwas angespannt und nervös sind. Wir sitzen in unserem Bereich und beobachten die tapferen Läufer des Strong Viking, die sich über die Walhalla Steps ins Ziel schleppen. Diese Menschen haben es für heute schon hinter sich. Für uns gibt es diesmal alle Strong Viking Hindernisse + zusätzliche Rigs zu bewältigen. Was uns da ZUSÄTZLICH bevorsteht, erfahren wir beim Athletenbriefing.

Nur soviel in Kürze:

  • Wir müssen alle Hindernisse des Strong Viking machen, einschließlich der Fjord Drop-Rutsche, der bis 60 Kilo schweren Atlas Stones, des Steel Wheel, der 2,80m Wände, 20,1km Laufstrecke (wie sich später herausstellte), Schlamm ohne Ende, Schwimmpassagen und natürlich des anspruchsvollen Low Rigs. Und dann gibt es für uns folgende Modifikationen/neue Hindernisse
  • Dipwalk mit 15-Kilo-Kette um den Hals
  • Rubberband um die Knöchel, Sandsack auf die Schultern und dann einen langen Parcour mit Querbalken, mehreren Stacheldraht-Kriechpassagen etc. Man darf nur springen, aber mit dem 20 Kilo Sandsack auf der Schulter ist das so eine Sache….
  • Ewig langer Parcour mit Sandsack mit 4 Einheiten Stacheldrahtkriechen, Querbalken und zum Abschluss den Weaver (2. Weaver im Rennen), wo der Sandsack nach jedem Balken rübergewuchtet werden muss, dann muss man selbst rüber, dann der Sandsack… und so weiter. Übrigens…. wer das flexible Pegboard nicht schafft, muss diesen Parcour ein zweites Mal als Penalty bewältigen
  • Ein komplettes Urban Sky Hindernis (Super Saga) mit 4 einzelnen Segmenten die alle eine eigene Penalty haben. Erst die Flying Monkeybars (1,80m Flugbahn), dann Ringe die über gebogene Stangen gebracht werden müssen, dann die Flying Wheels (die Abstände der Stahlringe sind ebenfalls gigantisch) und dann zum Schluss noch die 5-stufige Salmon Ladder!
  • Die Penalties der Super Saga sind auch nicht gerade ohne: Wer die Flying Monkeybars nicht geschafft hat, muss z.B. eine Minute Battlerope im Wasser machen. Wer die Flying Wheels nicht gepackt hat, muss einen vollen, 30-Liter Kanister durch einen Parcour (mit langem Wasseranteil) schleppen usw.

Wir ahnen, dass wir heute Nacht gut schlafen werden!

Endlich folgt der Startschuss und los geht´s! Die ersten 3 Kilometer kann ich einen 4:35er Schnitt laufen, trotz einiger Hindernisse. Das Adrenalin peitscht mich vorwärts. Mein Puls ist bei 180, aber heute geht´s um was! Noch überholen mich wenig Leute. Ich bin in der Mitte gestartet und kann meine Platzierung bisher behaupten. Den schnellen Pace kann ich leider nicht halten, da nun einige Schlepphindernisse kommen (Kette, Sandsack). Aber meine Platzierung kann ich behaupten. Die Hindernisse meister ich heute gut und bis Kilometer 7 stellt mich keines der Hindernisse vor ernsthafte Herausforderungen, auch wenn ich merke, dass die Kraft langsam weniger wird. Das ist auch kein Wunder, da alleine die Strecke zum Schleppen der Kette und des Sandacks länger als 500m waren. Nun sind wir wieder auf dem Eventgelände und müssen den Fjord Drop (Riesenrutsche) runter. Ich mag diese Rutsche nicht und musste schon das ganze Rennen an sie denken, aber ich setze mich hin, verschränke die Arme, lehne mich zurück und go! Ich fliege die Rutsche runter, fliege ca. 4 Meter weit und klatsche ins Wasser! Kontaktlinsen wieder zurechtschieben! Geschafft! Weiter geht´s! Die Atlas Stones (2x 50 Kilo und 1×60 Kilo) fordern mich schon sehr, aber irgendwie kann ich diese über die vorgegebene Stange wuchten, wenn auch mit Sicherheit nicht besonders rückenschonend. Geschafft!

Erleichtert gebe ich wieder Gas und kann wieder ein paar andere Athleten überholen. Diesmal klappt das mit dem Hangeln an den Hosenbeinen gut. Die letzten beiden Series-Rennen musste ich hier ins Penalty, aber das Hangeltraining in der Armbeuge haben sich bezahlt gemacht. Ich bin happy und laufe weiter. Ein Hindernis nach dem anderen kann ich meistern, auch wenn ich beim Iron Wheel sehr aufpassen muss, da dieses direkt nach einer Schwimmpassage folgt und die Stangen sehr glatt sind.

Ich laufe weiter und bei Kilometer 15 habe ich noch gute Beine, ohne Krampf. Das ändert sich leider bei Kilometer 18 und ich muss zwei Gänge zurückschalten. Nun kann ich nur noch einen 6er Pace laufen, aber das lässt sich nicht ändern. Ich bleibe fokussiert, denn ich weiß, dass die Letzen 500m die Hammerhindernisse warten und schon komme ich in diesem „roten Bereich“ an. Leider überholen mich jetzt einige Läufer, da mein Tempo aufgrund des Krampfs in diesem starken Feld einfach nicht mithalten kann.

Das Low Rig schaffe ich das erste Mal, dann geht´s in den Parcour mit den Gummibändern + Sandsack auf den Schultern. Meine krampfgeplagten Waden droht es zu zerreißen! Aber irgendwie halten sie und ich kann den Sandsack und die Gummibänder ablegen, nur um gleich in den nächsten Parcour mit Sandsack zu gehen. Dieser war der Wahnsinn! Der Sandsack muss für jede Crawling-Einheit abgesetzt und durch den tiefen Matsch gezogen werden, dann über einen Querbalken, wieder unter den Stacheldraht usw. Zum Schluss der Weaver und seine hohen Querbalken mit Sandsack…… Egal, irgendwann bin ich durch. Doch nun müssen meine matschigen Hände die Stifte des Pegboards greifen. Es handelt sich heute um das flexible Pegboard, das heißt, es schwingt und das macht es schwerer die Löcher zu treffen. Den ersten Teil meistere ich gut, aber beim Übergang zum zweiten Teil rutsche ich ab und muss erneut den Parcour mit Sandsack, Stacheldraht und Weaver machen! Mein Körper fühlt sich schwer, leer und sehr müde an.

Doch nun kommt noch das Highlight, die Supersaga! Bei den Flying Monkeybars falle ich gleich mal runter. Zu wenig Kraft habe ich noch in meinen Fingern. Das Penalty (eine Minute mit dem Battlerope im Wasser) ist grausam und die Course Marshalls unerbittlich. Ich kämpfe, darf zum zweiten Teil des Rigs. Nun muss ich (hängend an zwei Ringen) mit diesen fies gebogene Stangen durchhangeln, was mir aber gelingt. Jetzt kommen die Flying Wheels. Ich schwinge mich an den ersten Stahlring, nehme Schwung und Sprung…. Ich fliege, aber leider komme ich nicht an den Zweiten Ring hin und ich muss wieder ins Penalty! Ich spule mein Programm wie in Trance ab, spüre meine Muskeln nicht mehr.

Nun „nur“ noch die Salmon Ladder, dann kann ich meinen krampfgeplagten Körper über die Walhalla Steps in Ziel schleppen…. Doch auch an dieser schaffe ich nur zwei Stufen und somit nochmal Penalty. Egal, jetzt nur noch die Walhalla Steps hoch und ich bin glücklich und übermüdet im Ziel. Mein Körper schüttelt sich vor Kälte und Erschöpfung und mich rettet nur das Absolvieren des letzten Hindernisses (kalt Duschen und schnell die warmen Klamotten anziehen).

Irgendjemand sagt mir, dass Deutschland 2:1 gewonnen hat. Ich denke nur „Fußball?……ne…. heute uninteressant!“

Ergebnisse:

Trotz des harten Rennens freuen Markus und ich uns über ein für uns tolles Rennen und sind mit unseren Erfolgen in diesem starken Feld sehr zufrieden. Vor allem an Markus möchte ich meinen Respekt aussprechen. Der Junge hat ein super Rennen gelaufen und viele etablierte und gute OCR´ler hinter sich gelassen. Glückwunsch Markus!

Markus: Platz 46 mit einer Zeit von 2:30:06

Uwe: Platz 76 mit einer Zeit von 2:49:32

Fazit:

Beschwert euch niemals wieder über zu hartes Functional Training während unserer Trainingseinheiten!!! Im Rennen seid ihr über jede Kraftreserve froh! Nein… im Ernst….. Dieses Rennen hat mir gezeigt wo meine Schwächen sind und dass ich im Training nochmal mehr Gas geben muss!

Das World Final der OCR Series hat uns alle bis in die Haarspitzen gefordert. Viele DNF´s und Athleten die halb in Trance im Zielbereich gesessen sind sprachen Bände! Einfach klasse!!!

Bilder:

folgen (hoffentlich) bald….

 

Viele Grüße,

euer Uwe