Getting Tough – BEAT THE SUMMER 3

von Daniel

Ich bin ja bekennenderweise ein Fan und Süchtling des GettingTough-Formates. Somit war es für mich ein Muss, auch zum Sommerrennen zu starten. 2017 und 2018 gastierte das Rennen in Mellrichstadt, gelegen in der wunderschönen Rhön. Start und Ziel war die ehemalige Hainbergkaserne, in der ich als Bundi vor fast 20 Jahren auch einige Zeit fristen durfte.

Allerdings wurde dieses Jahr der Event erst nach Veitshöchheim und dann ins doch recht beschauliche Schönfeld, südwestlich von Würzburg verlegt. Das geschah alles unter recht merkwürdigen Umständen und führte zu recht viel Verärgerung bei den schon angemeldeten Startern. Zudem wurde der Start von Samstag auf Sonntag gewechselt. Was mich persönlich ärgerte war, dass die Kommunikation bezüglich Bekanntgabe des Standortwechsels sehr spät und auch die Prerace-Informationen erst wenige Tage vor dem Start kamen. Eher untypisch und da besteht ganz massiver Verbesserungsbedarf. Das ist bei „The Race“ definitiv besser.

Daher war die Erwartungshaltung für mich sehr hoch, zumal ein Blick auf Googlemaps die Landschaft eher als beschaulich und dörflich darstellte. Mein erstes Bauchgefühl tendierte eher zu “naja…schauen wir mal“.

Da mein Sohn Tristan auch für das Kidsrace um 09:30 gemeldet war, mussten wir tatsächlich schon um 04:30 aufstehen. HALB FÜNF UHR MORGENS!!!! AM SONNTAG!!!! Gar nicht meine Zeit. Nach knapp drei Stunden Fahrzeit wurden wir schon recht frühzeitig durch die Beschilderung zum Veranstaltungsort geleitet. Von den sehr freundlichen Volunteers gab es Gummibärensaft in Blechdosen eines nicht weiter genannten Erfrischungsgetränkeherstellers.

Auto abgestellt und schon ging es los zum Startgelände. Die Wege sind in so einem kleinen Dorf recht kurz, daher konnten wir fast vor der „Haustür“ parken. Die Startnummernausgabe verläuft GT-gerecht flott und unkompliziert. Beim Verlassen der Ausgabe überkam mich wie aus heiterem Himmel und ganz plötzlich mein Kaufzwang am Merchandising. Verdammt, wieder in die Falle gegangen!

Das Veranstaltungsgelänge lag auf dem Gelände des örtlichen Fußballvereins. GettingTough-gemäß und auch interessant für die Zuschauer, waren die meisten Hindernisse auf den beiden Fußballplätzen verteilt.

Also schnell umgezogen, damit man auch rechtzeitig an den Start gehen kann. Die Temperatur lag um die 15 Grad bei bewölktem Himmel. Das kann man getrost als gutes Laufwetter bezeichnen. Eine Woche vorher waren es noch 38 Grad im Schatten. Kein Spaß.

Nun stand ich gestriegelt und gebügelt im Startblock. Und es kommt, wie es kommen musste. Der Drill-Instructor Michael Kalinowski bahnte sich seinen Weg durch die Mengen. Verheißt in der Regel nichts Gutes. Also begann das Ganze mit den üblichen Liegestützen, bei dem man immer schön mitzählen muss. Und wie immer fand er ein Opfer, dass seiner Meinung nach die Liegestütze nicht sauber oder tief genug absolvierte. Da schlich er sich wieder ein, die Dyskalkulie (Rechenschwäche)….15….15…..15…..ah, jetzt geht’s weiter….16….16….16…

Der geilste Spruch war „beim Nächsten wo ich den Fahrradständer sehe, hole ich mein Fahrrad und ramme es ihm…..“ aus Jugendschutzgründen, bleibt der Rest des Satzes dem Kopfkino des Lesers überlassen. Also mal eben 50 Liegestütze vor dem Rennen gemacht. Jetzt mussten sich alle bis auf die erste Reihe auf den Hintern setzen. Die im ersten Moment noch grinsenden Leute aus der ersten Reihe, durften nun über das gesamte Starterfeld „crowdsurfen“ und standen nun bis hinten. Wer es mag….

Nun wurde noch schnell der DJ beleidigt, der nicht die richtige Musik spielte und dann kam der Countdown.

3…2….1 und schon musste man die erste Wall überwinden, um überhaupt auf die Strecke zu kommen. Und schon kam der Spruch, dass diejenigen die nicht bis 10 über die Mauer gekommen sind, weitere 50 Liegestütze machen mussten. So schnell war ich auch noch nicht über eine Mauer. Gleich nach der Mauer musste sich jeder einen Sandsack schnappen und auf ging es über eine kleine Anhöhe in eine kleine 500 Meter Runde. Und es kam wie es kommen musste…mit Sandsack bergab in ein Loch getreten und umgeknickt. Ich dem Moment dachte ich mir, dass ich der Nächste bin, der sich ins doch mittlerweile gut gefüllte OCR-Munich-Lazarett legen darf. Erst mal Männertypisch „Scheiße“-Brüllen. Nach weiterem Fluchen entschloss ich mich, doch weiter zu machen. Aufgeben fällt aus. Vielleicht auch aus Angst, dass mich Kalli doch noch sieht und mich dann so lange Liegestütze machen lässt, bis der Erste ins Ziel kommt. Liegestütze gehen auch mit Außenbandriss.

Also Sandsack runter und los ging es auf die Laufstrecke. Da das Außenband am linken Fuß doch richtig zwickte, musste ich gleich mal Geschwindigkeit rausnehmen. Es dauerte nicht lange und es kamen schon die ersten Eskaladierwände immer am Wechsel mit einem Kletterhindernis. Die waren meist auf jedem Kilometer zu finden. Jetzt schlug das Wetter um und es kam die Sonne raus. Kurz runter vom Weg und durch ein Kanalrohr und da standen schon unsere Vereinsmitglieder Lukas K. und Nicole B.

Lukas ermahnte mich noch, das ich mit dem kaputten Huf langsam machen soll, sonst gibt es dieses Jahr gar keine Medaillen mehr. Recht hat er. Also schön runter vom Gas und gemütlich weiter. Nun ging es bergauf. Oben angekommen ging es durch ein paar Netze und etwas unwegsames Gelände zur „Schweinsgrube“ etwa bei Kilometer 5. Hier musste man eine garstige kleine Steigung hoch und wieder runter. Oben angekommen konnte man sich nun die erste der beiden Armbändchen verdienen. Es galt eine Boulderwand zu bezwingen. Recht einfach und Bändchen einkassiert. Kurz zum Versorgungsstand und weiter auf die Laufstrecke. Jetzt galt es erstmal Strecke zu machen, immer wieder unterbrochen durch ein paar Walls, die jemand hat stehen lassen. Landschaftlich nicht ganz so spektakulär aber doch sehr ruhig und entspannend. Bei Kilometer 14 konnte man endlich etwa verschnaufen und eine kleine Betonkugel um einen Rundparcours tragen. Anschließend gab es am Versorgungsstand ein Isogetränk, das so pappsüß war, dass mich der Brechreiz plagte.

Also weiter auf die Strecke. Es sei angemerkt, dass die Laufpassagen schon recht lang sind und ohne gelegentliche Wände extrem langweilig geworden wären. Vielleicht sollte man das bei der nächsten Streckenplanung berücksichtigen.

Jetzt ging es doch etwas profilierter auf der Strecke zu, was doch etwas entschädigte. Allerdings beschwerte sich mein lädiertes Außenband und ich merkte, dass ich mehr Geschwindigkeit aufgebaut hatte, als es gut gewesen wäre. Und schon kam man nach 16 Kilometern zum nächsten recht gut gefüllten Hindernisparcours. Erst ging es über ein paar nicht ganz aufgebauten Quarterpipes und über ein paar Wände, unter ein paar Netzen hindurch und zum Weaver. Etwas irritierend zu sehen, wie viele hier Burpees machen mussten, zumal die Balkenweite doch eher moderat war. Weiter an einem ca. 12 Meter langen Hangelhindernis, was allerdings lediglich aus Längsstangen bestand. Noch ein Barbwire Hindernis und nun ging es Richtung Ziel.

Noch einen kleinen Hügel runter und da lag der Erste auf der Strecke, der nicht mehr laufen konnte, weil er beidseitig Krämpfe hatte. Noch schnell die Haxen gerade gebogen und weiter ging es in die Richtung, aus der man schon die elektronisch verstärkten Sprüche von Kalli vernehmen konnte.

Angekommen im Örtchen Schönfeld ging es einen Entwässerungsgraben entlang zum „Killingfield“. Also rauf auf den Fußballplatz und dann im Abstand von maximal 20 Metern ein Hindernis nach dem anderen. Inverted Wall, Ropeclimb und dann immer wieder Eskaladierwände. Über ein paar Hindernisbalken und schon war es da, mein Kryptonit. Das so genannte Ninjadach.

Hier hatte Runtopia vor zwei Jahren Hand angelegt und ein tolles Hindernis gebaut. Letztes Jahr hatte ich hier fürchterlich versagt und schon nach knapp einem Meter loslassen müssen, weil ich das Hindernis falsch angegangen bin. Also kurz stehenbleiben und nachdenken. Hat leider nichts gebracht, weil ich trotzdem an der letzten „Dachlatte“ abgerutscht bin. Somit blieb mir das letzte „Bracelet of Honor“ verwährt. Dafür gab es zur Entschädigung gleich 30 Burpees.

Massiv sauer über mich selbst ging es über weiter über eine Wall und zu den Monkeybars. Nichts leichter als das und schon kamen die Ninjawalls, manche nennen es auch Spiderwalls.

Keine Chance und schon kassiere ich die nächsten 30 Burpees. Danach über ein paar Container und schon kommt mein absoluter Liebling. Der Limbosnatch. Das hatte letztes Jahr gut funktioniert und dieses Jahr auch.

Also schnell weiter durch die Kanalisation unter der Straße hindurch und zur Abkühlung durch zwei Wassercontainer. Endlich etwas Abkühlung.

Das ist übrigens das einzige was ich wirklich bemängeln muss, dass es eindeutig zu wenig Wasserhindernisse gab, was sich allerdings mit der geografischen Lage des Austragungsortes beantworten lässt.

Von hier aus über eine Wall und Balance-Beam und auf geht’s zur Zielgeraden. Aber was heißt Gerade. Erstmal Sandsack aufnehmen und den Hang am Fußballplatz mit ordentlich Steigung immer schön 10 Höhenmeter hoch und runter. Da qualmen einem schon die Socken, wenn man schon 21km in den Beinen hat. Und zu guter Letzt treibt mich mein Sohnemann an, doch etwas schneller zu laufen.

Und dann wird es noch einmal richtig schwer. Ein Lowrig mit Ringen, bei dem allerdings ein Ring oben und das nächste in Fußhöhe ist. Allerdings immer schön im Abstand von gut einem Meter. Da mein lieber Tristan bei seinem Lauf förmlich durch dieses Hindernis durchgerauscht ist, war die Erwartungshaltung an mich schon sehr hoch. Leider brauche ich hier zwei Anläufe. Wie peinlich.

Jetzt nur noch die Quarterpipe hoch und mit Mut von der 3 Meter hohen Pipe ins Becken.

Ende aus. Jetzt reicht’s! Zum Glück gibt es alkoholfreies Weißbier. Die Medaille ist GT-like ordentlich schwer und qualitativ hochwertig.

Insgesamt war es eine wirklich solide Veranstaltung mit guten Hindernissen. Hier ist endlich auch was für die ganze Familie geboten, denn dieses Jahr gab es für die Kids eine Hüpfburg und genügend Fleisch- und Bierversorgung für die ganz großen Kinder.

Prima finde ich, dass es beim Kidsrace nicht separate Hindernisse in abgespeckter Version gibt, sondern der komplette Hindernisparcours der Erwachsenen zu absolvieren ist.

Auch das Finishershirt ist diesmal nicht im langweiligen schwarz gehalten, sondern ein grünes Shirt mit dem gelben GT-Männchen auf dem Rücken.

Also bis nächstes Jahr im Frankenland.

 

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